Die Gäste

  • Jean-François Amiguet

    Der 1950 in Lausanne geborene Jean-François Amiguet drehte seine ersten Kurzfilme 1971 (Petit film ordinaireProlongation). Neben seinem Studium der Politikwissenschaften assistierte er Alain Tanner bei den Dreharbeiten zu Le milieu du monde (1974). Auch am Dreh zu Petites fugues (1979) von Yves Yersin arbeitete er als Regieassistent mit. Zwischen 1981 und 1983 realisierte Amiguet seinen ersten Langspielfilm Alexandre, in dem der britische Schauspieler James Mason auftrat. Fünf Jahre später zeigte er in der Reihe Un certain regard an den Filmfestspielen in Cannes La méridienne mit Kristin Scott Thomas, eine feinfühlige und zartbittere Liebesgeschichte, die von der Kritik sehr gelobt wurde. 1993 realisierte Amiguet L’écrivain public mit Robin Renucci. Au sud des nuages (2003), der im Wettbewerb von Locarno lief, folgt dem Weg eines Walliser Bergbauern (gespielt von Bernard Verley) nach China. Daneben schuf Amiguet mehrere Dokumentarfilme für das Fernsehen (Au dix aoûtEntre ciel et terreL’eau qui fait tourner la roue). Sauvage ist sein fünfter Langspielfilm.

  • Cédric Anger

    Der 1975 geborene französische Regisseur Cédric Anger zog als Zwanzigjähriger nach Paris. Seiner Leidenschaft für das Kino widmete er sich mitunter als Filmkritiker der «Cahiers du cinéma», für die er bis 2001 regelmässig schrieb. Er arbeitete während dieser Zeit auch als Regieassistent bei den Dreharbeiten zu Les Voleurs (1996) von André Téchiné mit sowie als Co-Autor des Drehbuchs zum Film Selon Matthieu (1999) von Xavier Beauvois. 2002 drehte Anger seinen ersten Kurzfilm, Novela, über einen jungen Mann, der sich nach einem Raubüberfall bei einem Freund verstecken muss. Mit dem Regisseur Werner Schroeter schrieb er Deux, und gemeinsam mit dem Filmemacher Xavier Beauvois entstand das Drehbuch zum Film Le petit lieutenant, der 2005 erschien. Zwei Jahre später drehte Anger Le tueur, seinen ersten Langspielfilm, der von der besonderen Beziehung handelt, die zwischen einem Auftragskiller und dessen Opfer entsteht. Der Film noir wurde von der Kritik wohlwollend aufgenommen und lobend verglichen (etwa mit Jean-Pierre Melville, Takeshi Kitano, Michael Mann). In L’avocat wird der Anwalt von Gilbert Melki gespielt, mit dem der Regisseur – ein grosser Fan von Martin Scorsese – bereits für Le tueur zusammen gearbeitet hat.

  • Clémentine Beaugrand

    Die 1980 in Calais geborene Schauspielerin Clémentine Beaugrand studierte Bildende, Musik und Theologie. Mit Antoni Collot tritt sie als Künstlerduo «Esperluette» auf, dessen multimediale Performances einige Beachtung finden. Im Jahr 2003 nahm sie am Casting eines Films von Jacques Doillon teil. Der Dreh wurde verschoben, bis der französische Regisseur sein Projekt fünf Jahre später wieder aufnahm und Clémentine Beaugrand in Le premier venu (2008) ihr Filmdebüt geben konnte, in einer der beiden Hauptrollen neben Gérald Thomassin. In Sauvage von Jean-François Amiguet spielt sie nun ihre zweite grosse Rolle, die Obdachlose Adriana Lagonica. Die junge Schauspielerin träumt davon, in Filmen von Alain Resnais, Claire Simon oder der japanischen Regisseurin Naomi Kawase aufzutreten. Auf dem besten Weg, eines der neuen Gesichter des französischen Films zu werden, ist Clémentine Beaugrand bestimmt.

  • Jean-Luc Bideau

    Der Genfer Jean-Luc Bideau, seit jungen Jahren von der Schauspielkunst fasziniert, liess sich gleich nach der Matur am Pariser Konservatorium ausbilden. Sein Bühnendebüt gab er im Stück «Arturo Ui» von Brecht, inszeniert von Jean Vilar. 1965 erhielt Jean-Luc Bideau seine erste Rolle in einem Kinofilm. Zurück in der Schweiz wurde er einer der Stars des neuen Schweizer Films und spielte vornehmlich in den Werken von Alain Tanner (Charles mort ou vifLa salamandre), Michel Soutter (James ou pasLes arpenteurs) und Claude Goretta (Le jour des nocesL’invitation). Dank seines grossen Erfolgs war Jean-Luc Bideau schon bald international gefragt. Er arbeitete mit Regisseuren wie Claude Chabrol, Costa Gavras, Jean-Pierre Mocky, Patrick Schulmann, Claude Sautet, Noémie Lvovsky, Manuel Poirier und Bertrand Tavernier zusammen und trat in über 130 Filmen auf. Noch grössere Bekanntheit erlangte er mit der Serie «H» (1998–2002), in der er als Professor Max Strauss neben Jamel Debbouze spielte. 1991 wurde Jean-Luc Bideau, der auch im Theater als Schauspieler Karriere machte, zum Sociétaire der Comédie-Française ernannt.

  • Jean-Stéphane Bron

    Jean-Stéphane Bron wurde 1969 in Lausanne geboren. Nach seinem Studium an der École cantonale d’Art de Lausanne (ECAL) drehte er 1997 seinen ersten längeren Dokumentarfilm, Connu de nos services, über den Fichenskandal. Zwei Jahre später folgte La bonne conduite, ein Dokumentarfilm über fünf Begegnungen in einem Fahrschulauto. Mit Mais im Bundeshuus – Le génie helvétique (2003) erlangte Bron internationale Bekanntheit. Dieser dritte lange Dokumentarfilm verfolgt die Abenteuer einer parlamentarischen Kommission, die ein Gentechnik-Gesetz erarbeiten soll. 2006 wandte sich der Lausanner Filmemacher dem Spielfilm zu und drehte die Komödie Mon frère se marie mit Jean-Luc Bideau und Aurore Clément. Traders (2009) wurde im Rahmen der Sendung Temps Présent auf TSR ausgestrahlt. Der Film handelt von einem etwas speziellen, auf dem Höhepunkt der Bankenkrise stattfindenden Galaabend, an dem die Traders (Anleger) zu Gunsten von Wohltätigkeitsorganisationen in den Ring steigen. Cleveland contre Wall Street lief dieses Jahr in Cannes in der renommierten Reihe Quinzaine des réalisateurs und wurde von der Kritik sehr gut aufgenommen.

  • Pascal Forney

    Er studierte an der ECAL (École Cantonale d’Art de Lausanne). Sein Kurzfilm Vincent, le Magnifique wurde am NIFFF 2008 ausgezeichnet. Derzeit widmet sich der Kinoliebhaber der Produktion von Langspielfilmen.

  • Arnaud Gantenbein

    Er liess sich an der Ecole Hôtelière in Lausanne zum Betriebswirt ausbilden. Er ist Gründer von Imaginastudio und darauf spezialisiert, den verschiedenen Produktionen den richtigen Ton zu verleihen.

  • Otar Iosseliani

    Der 1934 in Tiflis geborene georgische Regisseur Otar Iosseliani studierte zunächst Musik, bevor er in Moskau ein Filmstudium absolvierte. Als Diplomarbeit drehte er 1961 Aprili, einen Kurzfilm über das einfache Leben – eines der Themen, die auch in seinen späteren Filmen immer wieder auftauchen. Iosseliani gehört mit seiner scharfen Beobachtungsgabe zu den bedeutendsten zeitgenössischen Filmemachern, insbesondere im Genre der Komödie. Der Ton der drei Spielfilme, die er in seinem Heimatland drehte, kam bei der Zensur als «wenig erbaulich» an: Die Weinernte (1967), eine Satire auf die Bürokratie, handelt vom Ärger eines jungen Weinbauern. Der Held in Es war einmal eine Singdrossel (1971), der in einem Symphonieorchester die Pauke schlägt, tut sich schwer damit, die sozialen Normen zu respektieren. Der wunderbar nonchalante Müssiggang in Ein Sommer auf dem Dorf (1976) irritierte die Zensurbehörden vollends. Der Filmemacher verliess die Sowjetunion und drehte seine Werke fortan in Paris, weiterhin darauf bedacht, «mit einem Lächeln das Ernste zur Sprache zu bringen». In seinem Exil schuf Iosseliani Meisterwerke von subtiler Komik, etwa Les favorites de la lune (1984), Et la lumière fut… (1989) und La chasse aux papillons (1992). 1997 konnte er in das inzwischen unabhängig gewordene Georgien zurückkehren und drehte dort Brigandschapitre VII über die historischen Umstände, die sein Heimatland in Schwierigkeiten brachten. Zurück in Frankreich setzte sich Iosseliani in Adieu, plancher des vaches (1998), Lundi matin (2002) und Jardins en automne (2006) erneut kritisch-komödiantisch mit dem modernen Leben auseinander. Der in Cannes gezeigte Film Chantrapas beschwört seine Jahre im Exil herauf.

  • Thomas Klotz

    Thomas Klotz arbeitete 1993 erstmals für das Kino; als Schauspieler in Le chêne et le roseau von André Téchiné, der ersten Folge der von Arte produzierten Serie " Tous les garçons et les filles de leur âge… " Nach einem Studium der Rechtswissenschaften begann sich Klotz der Filmproduktion zu widmen. Er war zunächst für Fidélité Productions tätig und produzierte zahlreiche Clips, Werbespots und Kurzfilme, dann arbeitete er zwei Jahre lang mit Paulo Branco für Gemini Films. 2002 war Klotz Produktionsleiter beim Kurzfilm Novela von Cédric Anger. Drei Jahre später gründete er seine eigene Produktionsgesellschaft, Sunrise Films, und setzte seine Zusammenarbeit mit Anger als Produzent von dessen erstem Langspielfilm Le tueur (2008) fort. In der Zwischenzeit produzierte er zudem zwei Kurzfilme der Regisseurin Victoria Cohen, und 2009 folgte Je vais te manquer, der erste Langspielfilm der Filmemacherin Amanda Sthers, in dem Carole Bouquet und Pierre Arditi auftraten. 2010 arbeitete Thomas Klotz für L’avocat zum dritten Mal mit Cédric Anger zusammen.

  • Jeanne Labrune

    Nach ihrem Literatur-, Philosophie- und Kunststudium begann Jeanne Labrune als Regisseurin für das Fernsehen zu arbeiten. Ihren ersten Langspielfilm für die Leinwand, De sable et de sang, drehte sie 1987 mit Sami Frey, André Dussollier und Clémentine Célarié. Danach realisierte sie Sans un cri (1991), ein Familiendrama mit Lio. Im darauffolgenden Jahr begann Jeanne Labrune das Drehbuch zu Vatel zu schreiben, übergab das Projekt jedoch Roland Joffé, der den Film im Jahr 2000 drehte. Nach Si je t’aime, prends garde à toi (1998), eine leidenschaftliche, zerstörerische Liebesgeschichte mit Nathalie Baye und Jean-Pierre Darroussin – fortan einer ihrer Lieblingsschauspieler – begann die Regisseurin, Komödien zu drehen. Meisterhaft treibt sie seitdem Verwechslungen ins Absurde, etwa mit Ça ira mieux demain (2000), C’est le bouquet!  (2002) und Cause toujours! (2004). In dieser Trilogie brillieren Schauspielerinnen und Schauspieler wie Sandrine Kiberlain, Victoria Abril, Jean-Claude Brialy, Isabelle Carré, Jeanne Balibar, Sylvie Testud und die bereits genannten Nathalie Baye und Jean-Pierre Darroussin. Mit Sans queue ni tête, für den sie zum ersten Mal mit Isabelle Huppert arbeitete, bleibt Jeanne Labrune der komödiantischen Tonlage treu.

  • Frédéric Landenberg

    Der 1970 in Genf geborene Frédéric Landenberg arbeitet seit 1990 als Theater- und Filmschauspieler. Auf der Bühne spielte er unter der Leitung zahlreicher Regisseure, etwa Matthias Langhoff, Anne Bisang, Dominique Catton, Martine Paschoud, Richard Vachoux, Andrea Novicov, Serge Martin, Philippe Morand, François Marin und Brigitte Jaques. Vor noch nicht allzu langer Zeit war er in einem Stück aus «La confession du pasteur Burg» von Jacques Chessex alleine auf der Bühne zu sehen. Daneben spielte er in zwei Spielfilmen von Vincent Pluss: On dirait le Sud (Schweizer Filmpreis 2003) und Du bruit dans la tête (2008). Landenberg trat überdies in Love Express (2004) von Elena Hazanov auf, in Du rouge sur la croix (2005) von Dominique Othenin-Girard, L’écart(2007) von Franz-Josef Holzer und Dead Bones (2008) von Olivier Beguin. Derzeit ist er in La petite chambre von Véronique Reymond und Stéphanie Chuat zu sehen. Neben seiner Schauspielkarriere drehte Landenberg auch selbst mehrere Kurzfilme, etwa Un bouquet d´immortels (der 1996 in Locarno lief) und die Langspielfilme Sale Histoire (Preis für das beste Drehbuch an den Solothurner Filmtagen 1997) und De ce monde (2005).

  • Vincent Perez

    Der 1962 geborene Vincent Perez ist schweizerisch-spanischer Doppelbürger. Er studierte Schauspielerei in Genf, bevor er das Pariser Konservatorium sowie die renommierte Schule des Théâtre des Amandiers in Nanterre unter der Leitung des Regisseurs Patrice Chéreau besuchte. 1985, noch als Student, gab Perez sein Filmdebüt, und 1990 spielte er sich mit einer Rolle neben Gérard Depardieu in Cyrano de Bergerac von Jean-Paul Rappeneau in die internationale Liga. Zwei Jahre später verführte er Catherine Deneuve in Indochine von Régis Wargnier, der den Oscar für den besten ausländischen Film erhielt. Im selben Jahr wurde Perez der Jean-Gabin-Preis verliehen. Er trat danach in rund dreissig europäischen und amerikanischen Filmen auf, etwa in Fanfan la Tulipe, Marcel Proust, Le temps retrouvé von Raoul Ruiz und La reine Margot, ein Werk seines ehemaligen Professors Patrice Chéreau, in dem er einen Verehrer von Isabelle Adjani spielt. 1992 debütierte er als Regisseur mit dem Kurzfilm L’échange. Fünf Jahre später realisierte Perez seinen ersten Langspielfilm: Peau d’Ange mit Guillaume Depardieu, auf den im Jahr 2007 Si j’étais toi folgte, ein Fantasyfilm mit David Duchovny («The X-Files», «Californication») in der Hauptrolle.

  • Véronique Reymond

    Nach ihrem Studium am Konservatorium Lausanne und an der Scuola Teatro Dimitri im Tessin setzte Véronique Reymond ihre Schauspielausbildung mit diversen Praktika in der Schweiz und Paris fort, etwa bei Maurice Bénichou, Anatolij Vassiliev und Claude Régy. Schon lange arbeitet sie mit Stéphanie Chuat zusammen, mit der sie als Elfjährige die Schulbank drückte. Gemeinsam gründeten sie die Compagnie Switch und organisierten zahlreiche Veranstaltungen im Grenzbereich von Theater, Gesang und Film. Ab 1999 drehte Reymond mit Chuat fünf Kurzfilme, mitunter Berlin Backstage, der 2004 für den Berlin Today Award nominiert wurde. 2005 wagten sich die beiden Regisseurinnen und Schauspielerinnen an das Genre Dokumentarfilm und realisierten etwa Gymnase du soir, petites histoires et grandes études (ausgestrahlt im Rahmen der Sendung «Temps Présent» auf TSR). 2009 drehten sie mit Buffo, Buten & Howard einen zweiten Dokumentarfilm, ein Portrait des berühmten Clowns und Schriftstellers Howard Buten. Nun haben sich Reymond und Chuat wieder dem Spielfilm zugewandt und präsentierten im diesjährigen internationalen Wettbewerb von Locarno La petite chambre, ihren ersten abendfüllenden Kinofilm.