Die Gäste

  • Lionel Baier

    Lionel Baier wurde 1975 in eine polnischstämmige Familie in Lausanne geboren. Von 1992 an leitete er das Kino Rex in Aubonne und war auch für dessen Programmgestaltung zuständig. Nach seinem Literaturstudium assistierte er namhaften Schweizer Filmemachern wie Jacqueline Veuve, Yves Yersin und Richard Dindo. Im Jahr 2000 drehte er seinen ersten Film, den Dokumentarfilm Celui au Pasteur (ma vision personnelle des choses). Ein Jahr darauf folgte sein zweiter Dokumentarfilm, La Parade (Notre Histoire), über die erste Gay Pride im Wallis. Seit 2002 leitet Lionel Baier die Abteilung Film an der École cantonale d'art de Lausanne (ECAL). Sein filmisches Werk setzte er 2004 mit dem Spielfilm Garçon stupide fort, auf den Comme des voleurs (à l’est) (2006) folgte – der erste Teil einer Tetralogie zu den vier Himmelsrichtungen. Un Autre Homme (2008) war im Wettbewerb von Locarno zu sehen. 2009 gründete Baier mit den Filmemachern Ursula Meier, Frédéric Mermoud und Jean-Stéphane Bron die Produktionsgesellschaft Bande à part Films. Es folgten der Roadmovie Toulouse (2010), der mit einem Handy gefilmte Low Cost (Claude Jutra) (2010) sowie Bon vent Claude Goretta (2011), eine Hommage an den grossen Schweizer Filmemacher. Der auf der Piazza Grande in Locarno präsentierte Les Grandes Ondes (à l’ouest) ist sein neunter Film.

  • Emmanuelle Bercot

    Die 1967 in Paris geborene Emmanuelle Bercot studierte zunächst Tanz und Theater, bevor sie die Fémis, die bedeutendste Filmhochschule Frankreichs, besuchte. Dort drehte die angehende Filmemacherin den Dokumentarfilm True Romanès sowie den Kurzfilm Les Vacances, der in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Auch ihr Diplomfilm La puce, ein Mittellangfilm, erhielt viel Beachtung. In ihrem ersten Langspielfilm Clément (2001) über- nahm sie selbst die Hauptrolle und spielte eine Frau, die sich in einen jugendlichen Charmeur verliebt. Drei Jahre später drehte sie Backstage über die Liebe einer Jugendlichen (Isild Le Besco) zu einer von ihr leidenschaftlich verehrten Sängerin (Emmanuelle Seigner). Nachdem sie 2009 Mes chères études mit Déborah François und Mathieu Demy gedreht hatte, schrieb Emmanuelle Bercot am Drehbuch zu Polisse (2011) von Maïwenn mit und übernahm darin auch eine Rolle (der Film wurde mit dem Preis der Jury von Cannes und dem César für das beste Original-Drehbuch ausgezeichnet). Ebenfalls 2011 realisierte sie das Segment La question des Episodenfilms Les Infidèles. Ihr vierter Langspielfilm, Elle s’en va, lief 2013 im Wettbewerbder Berlinale.Neben der Regiearbeit führte Emmanuelle Bercot auch ihre Schauspielkarriere fort und arbeitete für Filmemacher wie Benoît Jacquot, Claude Miller und Claude Lelouch.

  • Tarek Boudali

    Tarek Boudali, 1979 geboren, wollte schon immer Komödien spielen. Um zunächst einen «vernünftigen» Beruf zu lernen, begann er ein Jurastudium und erlangte schliesslich ein Höheres Fachdiplom im Bereich Verkauf. Dabei lernte er Julien Arruti (alias Juju) und Philippe Lacheau (alias Fifi) kennen, mit denen er später die legendäre Bande à Fifi bildete. Im Jahr 2003 lancierte er mit den beiden die Sketchserie La cave de l’info, die auf Canal+ im Rahmen des Vrai journal gezeigt wurde. Von 2005 an war er mit der Bande à Fifi jeden Abend auf Canal+ zu sehen. Seinen ersten Filmauftritt hatte Tarek Boudali in L’Italien von Olivier Baroux, eine weitere kleine Rolle spielte er in L’Arnacœur von Pascal Chaumeil. Nach seiner Mitarbeit an der Internetserie Les nouveaux rugbymen, die auf mehreren Onlineplattformen lief, trat er in der Fernsehserie En famille des französischen Senders M6 auf. Im selben Jahr mimte er in Paris à tout prix von Reem Kherici den gemeinen Bruder der Hauptfigur Maya, die zu ihrem Pech nach Marokko zurückgeschickt wird. 2013 wird er auch im Film Babysitting zu sehen sein, bei dem sein langjähriger Kollege Philippe Lacheau Regie führt.

  • Valeria Bruni Tedeschi

    Die 1964 in Turin geborene Valeria Bruni Tedeschi kam im Alter von neun Jahren nach Frankreich. Sie besuchte die The- aterkurse von Patrice Chéreau an dessen École des Amandiers in Paris und war 1983 erstmals auf der Bühne zu sehen. Drei Jahre später begann ihre erstaunliche Karriere als Filmschauspielerin. Sie spielte bis heute in über 60 Filmen mit und arbeitete dabei für renommierte Filmemacher wie Patrice Chéreau, Noémie Lvovsky, Claude Chabrol, Claire Denis, Marco Bellocchio, François Ozon, Steven Spielberg, Cédric Kahn u.a. Im Jahr 1994 wurde Valeria Bruni Tedeschi für ihre Rolle in Les gens normaux n'ont rien d'exceptionnel von Laurence Ferreira Barbosa mit dem César für die beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Als Koautorin für die Dialoge des Films Mots d’amour (1997) von Mimmo Calopresti kam sie auf den Geschmack des Drehbuchschreibens. Fünf Jahre später schrieb und drehte sie Il est plus facile pour un chameau... (2002). Der autobiografisch inspirierte Film wurde als Erstlingswerk mit dem renommierten Louis-Delluc-Preis ausgezeichnet. Im Film Actrices (2006) schilderte sie die Unsicher- heiten einer 40-jährigen Theaterschauspielerin, die sie auch selber mimte. Un château en Italie, ihr dritter Spielfilm, lief dieses Jahr im Wettbewerb von Cannes.

  • Pippo Delbono

    Der Schauspieler, Filmemacher und Theaterregisseur Pippo Delbono wurde 1959 in Varazze in der Nähe von Genua geboren. Nach seiner Schauspielausbildung wirkte er in verschiedenen Aufführungen mit, besonders eng arbeitete er mit der Choreografin Pina Bausch zusammen. Mitte der 80er-Jahre gründete er seine eigene Kompanie, mit der er Il tempo degli assassini sowie zahlreiche weitere Stücke erarbeitete. Seine Begegnung mit dem Taubstummen Bobò stellte 1996 einen Wendepunkt in seiner Arbeit dar. Von da an nahm er Personen, die dem Theater und dem Tanz eigentlich fernstanden, in seiner Kompanie auf. Das aus solchen Begegnungen entstandene Stück Barboni ging um die Welt. Neben seinen Inszenierungen für das Theater realisierte Pippo Delbono auch mehrere Filme, etwa Guerra (2003), der im Wettbewerb von Venedig lief und dort auch ausgezeichnet wurde, ebenso erhielt das Werk den Donatello-Preis für den besten Dokumentarfilm. 2009 war am Filmfestival von Locarno eine Retrospektive von Delbonos kinematographischem Werk zu sehen. Ebenfalls in Locarno lief im August des letzten Jahres als eine der Perlen im internationalen Wettbewerb sein Film Sangue. Als Schauspieler arbeitete Pippo Delbono in den Filmen von Luca Guadagnino (Amore, 2010) und Bernardo Bertolucci (Io e te, 2012) mit. Er spielt zudem in zwei Filmen, die dieses Jahr am FFFH präsentiert werden: In Un Château en Italie von Valeria Bruni Tedeschi mimt er einen Priester, und in Henri von Yolande Moreau ist er in der Hauptrolle zu sehen.

  • Louis Garrel

    Louis Garrel kam 1983 in Paris zur Welt. Sein Vater ist der Filmemacher Philippe Garrel, seine Schwester die Schauspielerin Esther Garrel, die ebenfalls am FFFH zu Gast ist, und der von ihm verehrte Schauspieler Jean-Pierre Léaud ist sein Pate. Louis Garrel stand bereits in sehr jungen Jahren vor der Kamera – für Les baisers de secours (1989), einem Film seines Vaters – und wechselte noch vor der Matur an die CNSAD, Frankreichs älteste und bedeutendste Schauspielschule, die er 2004 abschloss. In der Zwischenzeit war er erstmals in einer grösseren Rolle auf der Leinwand zu sehen: neben Jane Birkin in Ceci est mon corps (2001) von Rodolphe Marconi. Daraufhin spielte er in zahlreichen weiteren Werken mit, so war er etwa in Innocents – The Dreamers (2003) von Bernardo Bertolucci zu sehen. Für seinen Auftritt in Les amants réguliers (2005), ein weiteres Werk seines Vaters, wurde er 2006 mit dem César für den besten Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. Louis Garrel spielte auch in Filmen von François Ozon, Jacques Doillon und Sophie Letourneur mit, und mit Christophe Honoré, dem Regisseur von Les Bien- Aimés, drehte er bis heute sechs Filme. Im Jahr 2013 übernahm er die Hauptrolle in Un château en Italie von Valeria Bruni Tedeschi, mit der er bereits 2007 (Actrices) zusammengearbeitet hatte. Louis Garrel realisierte selber drei Kurzfilme, unter anderem Petit Tailleur (der 2010 in Cannes im Rahmen der «Quinzaine des réalisateurs» lief), und arbeitet derzeit an seinem ersten Langspielfilm.

  • Esther Garrel

    Die 1991 geborene Esther Garrel ist der jüngste Spross einer Familie, die eng mit dem französischen Film verbunden ist: Sie ist die Enkelin des Schauspielers Maurice Garrel, die Tochter des Regisseurs Philippe Garrel und der Schauspielerin und Regisseurin Brigitte Sy und die jüngere Schwester des Schauspielers Louis Garrel. Esther war erstmals als Achtjährige auf der Kinoleinwand zu sehen, in einem Kurzfilm von Gérard Courant (Zanzibar à Saint-Sulpice). 2008 spielte sie ihre erste grössere Rolle in La belle personne des französischen Filmemachers Christophe Honoré, einer freien, modernen Adaption des Romans La Princesse de Clèves. Esther Garrel hatte einen kurzen Auftritt in Rien dans les poches (2008), einem Fernsehfilm von Marion Vernoux, spielte dann neben Chiara Mastroianni in der Komödie Un chat, un chat von Sophie Fillières und mimte im Kurzfilm Where the Boys Are (2009) des französischen Filmemachers Bertrand Bonello eines von vier Mädchen, die über Jungs reden. Im Jahr 2010 arbeitete sie in Neapel und trat in Armandino e il madre auf, dem ersten Kurzfilm von Valeria Golino. Für L’Apollonide – Souvenirs de la maison close, in dem sie eine der Prostituierten spielt, arbeitete sie erneut mit Bertrand Bonello zusammen. Im selben Jahr (2011) trat sie in 17 filles von Delphine und Muriel Coulin auf und präsentierte den Film auch am FFFH. In Jeunesse spielt Esther Garrel das filmische Alter Ego der Regisseurin Justine Malle.

  • Victor George

    In seinem letzten Schuljahr am Gymnasium in Rouen, wo er auch Theaterkurse besuchte, ging Victor George spontan zum Casting von 16 ans… ou presque, seinem ersten Casting überhaupt. Er hatte bis dahin noch keinerlei Filmerfahrung. Im Film ist Victor in der Rolle von Jules zu sehen, dem kleinen Bruder von Arnaud (Laurent Laffite), der eine verspätete pubertäre Krise durchlebt.

  • Fabienne Godet

    Die 1964 in Angers geborene Fabienne Godet arbeitete nach ihrem Psychologiestudium als Psychosoziologin. Mit der Filmkunst befasste sie sich zunächst nur in ihrer Freizeit. Von 1992 an drehte sie mehrere Kurzfilme, etwa La Tentation de l’innocence mit Emmanuelle Devos, der 1999 in Cannes in der Reihe «Quinzaine des réalisateurs» lief. Fabienne Godet begann sich vollständig dem Film zu widmen, nachdem sie eine Kündigung erlebt hatte. Ihr erster längerer Spielfilm ist denn auch stark von ihren Erfahrungen in der Arbeitswelt inspiriert: In Sauf le respect que je vous dois (2005) spielt Olivier Gourmet einen rund 40-jährigen Angestellten, der plötzlich gezwungen wird, sein Leben zu überdenken. Das Werk, in dem auch Dominique Blanc, Marion Cotillard und Julie Depardieu zu sehen sind, lief an mehreren internationalen Festivals und gewann in Shanghai zwei Preise, für die beste Regie und den besten Darsteller. 2008 drehte die Filmemacherin den Dokumentarfilm Ne me libérez pas je m’en charge über den notorischen Ganoven Michel Vaujour, der 27 Jahre im Gefängnis verbracht hatte, 17 davon in Isolationshaft, und dem dennoch fünfmal die Flucht gelungen war (der Film lief 2009 an der Berlinale). Vier Jahre später wandte sich Godet erneut dem Spielfilm zu. Für Une place sur la terre mit Benoît Poelvoorde in der Hauptrolle schrieb sie mit Claire Mercier und Frank Vassal auch am Drehbuch mit.

  • Lucien Jean-Baptiste

    Lucien Jean-Baptiste kam 1964 in Martinique zur Welt. Nach einer Ausbildung zum Werbefachmann liess er sich in Paris nieder und arbeitete dort rund zehn Jahre im Event-Bereich, bevor er sich beruflich umorientierte. Er besuchte die renommierte Schauspielschule Cours Florent und begann dann seine Karriere beim Film als Synchronsprecher für Schauspieler wie Chris Rock, Don Cheadle, Martin Lawrence und Will Smith. Daneben trat er auch im Theater auf, etwa in einer Inszenierung von Molières Don Juan. Parallel zu seiner Arbeit als Synchronsprecher spielte er ab 1999 in Kurz- und Spielfilmen mit. Auch wenn er zunächst eher kleine Rollen übernahm, wie beispielsweise in 13m2 von Barthélémy Grossmann (2006), war sein Talent doch unübersehbar. Im Jahr 2009 drehte er La première étoile und spielte darin selbst die Hauptrolle. Die sympathische Komödie, die mit zärtlichem Blick vom Leben in den französischen Vororten erzählt, war ein enormer Publikumserfolg, wurde am Festival de l’Alpe d’Huez mit dem Grossen Preis ausgezeichnet und erhielt 2010 den César für das beste Erstlingswerk. 2012 drehte Lucien Jean-Baptiste eine Fortsetzung (30° Couleur). Im selben Jahr mimte er in Possessions von Éric Guirado den Ehemann von Alexandra Lamy, und 2013 war er in Turf von Fabien Onteniente neben Alain Chabat und Édouard Baer in der Rolle des Fortuné zu sehen. In Fonzy, einem Remake des kanadischen Films Starbuck, spielt er Quentin.

  • Philippe Lacheau

    Der Schauspieler und Fernsehmoderator Philippe Lacheau begann seine Karriere beim einstigen Musiksender Fun TV. Dort lief jede Woche ein Sketch der Bande à Fifi, in der er unter anderem neben Tarek Boudali mitspielte. Auf Anfrage von Karl Zéro kam er 2004 zu Canal+, und ein Jahr später war die Bande à Fifi im Rahmen des Grand journal von Michel Denisot zu sehen. 2007 wechselte er mit seinen Freunden vom Fernsehen auf die Bühne und zum Film, und 2008 inszenierte Philippe Lacheau im Theatercafé Le Splendid die erste Aufführung der Bande à Fifi, produziert von Dominique Farrugia. Ein weiteres Jahr später trat er der Redaktionsgruppe Bande à Ruquier bei und arbeitete an mehreren Sendungen mit, die von Laurent Ruquier (On n’est pas couché) produziert wurden. Nach seinem Auftritt in L'Arnacœur (2010) von Pascal Chaumeil schrieb er an Les confessions de Rousseau mit, einem Stück des Komikers Stéphane Rousseau. In La grande boucle von Laurent Tuel (2013) spielte er einen TV-Showmaster. Im selben Jahr mimte er in Paris à tout prix von Reem Kherici einen etwas trotteligen Freund der Hauptfigur Maya; er schrieb auch am Drehbuch des Films mit. Im letzten Juni begann er seinen ersten Spielfilm zu drehen, Babysitting, in dem er neben Gérard Jugnot und seinem langjährigen Kollegen Tarek Boudali auch selber auftritt.

  • Patrick Lapp

    Patrick Lapp wurde 1944 in Rolle geboren. Er liess sich am Théâtre de l’Atelier in Genf unter der Leitung des Regisseurs François Rochaix ausbilden und trat danach in vielen Stücken auf. Von 1976 bis 2012 arbeitete er zudem beim französischsprachigen Schweizer Radio für zahlreichen legendäre Sendungen, etwa für 5 sur 5, Bergamotte, ein Gemeinschaftswerk mit Claude-Inga Barbey, und Aqua concert, die er mit Jean-Charles Simon als unvergessliches Duo moderierte. Mit seinem humoristischen Talent begeisterte er auch in Au fond à gauche. Vor der Kamera trat er erstmals im Fernsehfilm Mérette (1982) von Jean-Jacques Lagrang ein der Rolle des Guillaume de Pontins auf. Er war ausserdem in der Fernsehserie L’Instit zu sehen. Patrick Lapp inszenierte mehrere Theaterstücke, etwa die vom Publikum geliebten Bühnenadaptionen der Bergamotte-Serie. Als Regisseur der Stücke Amitié et partage (2004) und Radioscopie de la clarinette (2007) arbeitete er erneut mit seinem langjährigen Kollegen, dem Schauspieler Jean- Charles Simon zusammen. Mit Les grandes ondes (à l’ouest) von Lionel Baier gibt Patrick Lapp sein Comeback als Filmschauspieler. Er mimt darin Bob, einen Typen mit trockenem Humor, Techniker des Westschweizer Radios kurz vor dem Ruhestand.

  • Justine Malle

    Justine Malle kam 1974 als Tochter der Schauspielerin Alexandra Stewart und des Filmemachers Louis Malle zur Welt. Sie studierte an der Sorbonne Philosophie mit Schwerpunkt Nietzsche und Hegel und übersetzte danach amerikanische Autoren aus den Bereichen Musik und Film, etwa Greil Marcus, Jonathan Rosenbaum und Dana Polan. Justine Malle liebt die Filme von Robert Bresson und Maurice Pialat sowie Vertigo von Alfred Hitchcock und war oft mit ihrem Vater im Kino. 2003 absolvierte sie ein Praktikum als Script-Assistentin am Set von Nathalie... von Anne Fontaine, bevor sie die beiden Dokumentarfilme Carnets de Shanghai (2004) und Lumière d’avril (2005) drehte. Zwei Jahre später realisierte sie mit Cet été-là ihren ersten Kurzfilm, eine eindringliche Schilderung des Übergangs von der Kindheit ins Erwachsenenalter. 2008 drehte sie einen zweiten Kurzfilm, Surpris par le froid, der sehr frei vom legendären Western Johnny Guitar von Nicholas Ray inspiriert ist. In Jeunesse, ihrem ersten längeren Spielfilm, thematisiert Justine Malle ihre eigene Geschichte mit ihrem Vater.

  • Nicolas Marié

    Nicolas Marié, sehr gefragt als Synchronsprecher in Animationsfilmen und amerikanischen Fernsehserien, arbeitet seit Ende der 80er-Jahre als Theater-, Kino- und Fernsehschauspieler. Auf der Bühne trat er in Stücken von Pirandello, Marivaux, Molière, Labiche, Guitry und Goldoni auf. Im Fernsehen war er in mehreren Filmen und renommierten Serien zu sehen, etwa in Navarro, Les Cordier, juge et flic, Julie Lescaut sowie zuletzt in Les hommes de l’ombre, einer Fernsehserie über eine spannungsgeladene Präsidentschafts-kampagne. Nicolas Mariés Karriere auf der Kinoleinwand begann 1990. Auf seine kleine Rolle in Outremer von Brigitte Rouan folgten zahlreiche weitere Auftritte (bis heute in insgesamt 25 Spielfilmen) in Werken von Filmemachern wie Jean Poiret (Le zèbre), Michel Deville (La maladie de Sachs), Nicolas Boukhrief (Le convoyeur), Jan Kounen (99 francs), Jean-Pierre Jeunet (Micmacs à tire-larigot) und Pierre Jolivet (Mains armées). Bereits sechs Mal stand er vor der Kamera von Albert Dupontel: zunächst für dessen ersten Kurzfilm Désiré (1992), dann für Dupontels fünf nachfolgenden Langspielfilme Bernie (1996), Le Créateur (1999), Enfermés dehors (2006), Le vilain (2009) und 9 mois ferme (2013).

  • Bernard Sasia

    Der 1956 in Marseille geborene Bernard Sasia entdeckte seine Leidenschaft für den Film, als er auf Reisen, unter anderem nach Lappland, Island und Palästina, eigene Filme zu drehen begann. Nach seinem ersten Studienjahr an der IDHEC (der heutigen Filmhochschule Fémis) in Paris machte er ein Regiepraktikum bei den Dreharbeiten zu Dernier été (1980), dem ersten Spielfilm von Robert Guédiguian. Er wurde dessen Erster Regieassistent bei Rouge midi (1983), und seit Ki lo sa? (1985) schneidet Bernard Sasia alle Filme des französischen Filmemachers. 1991 arbeitete er als Cutter an Family Express mit, einem Werk des Schweizer Filmemachers und späteren Präsidenten der Swatch Group Nicolas Hayek. Neben seiner treuen Zusammenarbeit mit Robert Guédiguian war er auch für François Dupeyron (C’est quoi la vie?), Zabou Breitman (Se souvenir des belles choses) und weitere Cineasten als Cutter tätig; er schnitt auch alle Filme von Safy Nebbou. Bernard Sasia arbeitete zudem regelmässig mit Dokumentarfilmern wie Christophe Otzenberger, Pierre Carles, Marie Agostini und René Allio zusammen und schnitt wiederholt Fernsehproduktionen, etwa die Sendungen Strip-tease und Brut sowie das herausragende Kinomagazin Cinéma Cinémas.

  • Nemo Schiffman

    Nemo ist in Elle s’en va in der Rolle von Charly zu sehen, dem Enkel von Bettie, die von Catherine Deneuve gespielt wird. Der Sohn der Regisseurin Emmanuelle Bercot und des Kameramanns Guillaume Schiffman, der für die Bildgestaltung des Films verantwortlich ist, hat damit schon als Zwölfjähriger einen seiner Träume verwirklichen können: einmal die grosse französische Schauspielerin zu umarmen. Der junge Kino- und Musicalfan nimmt Gesangs- und Tanzunterricht und trat bereits bei mehreren Musicalshows in einer Hauptrolle auf.

  • Tristan Séguéla

    Der Regisseur von 16 ans… ou presque wuchs als Sohn des Werbefachmanns Jacques Séguéla im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine auf. Er studierte an der Wirtschaftshochschule HEC Paris, bevor er im Jahr 2000 durch einen investigativen Dokumentarfilm zur Regiearbeit kam. Er drehte danach noch mehrere Werke dieses Genres; eines davon ist Reprises über den Boxer Jean-Marc Mormeck. 2008 arbeitete er an einer von Arte produzierten Webserie mit. Twenty Show lief auf Myspace und beruhte auf Aussagen von 20-Jährigen, die vor ihrer Webcam von sich erzählen. 2007 drehte Tristan Séguéla Pierre (41) nach der «unglaublich falschen Geschichte» von Pierre Delaunay, einem Mann, der angeblich mit 41 Jahren zu altern aufgehört hatte. Die auf Canal+ ausgestrahlte Miniserie wurde am Filmfestival von La Rochelle 2007 mit dem Preis für die beste künstlerische Leistung ausgezeichnet. Während dieser Zeit konzipierte Séguéla auch mehrere Videoclips für Micky Green und Martin Solveig. Zwischen 2010 und 2011realisierte er zudem sechs Folgen von SMASH, eine Webserie über die grotesken Abenteuer eines internationalen DJs und dessen Manager. Die Komödie 16 ans… ou presque, in der die von Laurent Laffite gespielte Figur eine verspätete pubertäre Krise durchlebt, ist sein erster Kinospielfilm.

  • Clémentine Yelnik

    Die Schauspielerin, Ausbildnerin, Regisseurin und Theaterautorin Clémentine Yelnik spielte während acht Jahren im Ensemble von Ariane Mnouchkine und deren Théâtre du Soleil in mehreren Shakespeare-Inszenierungen wie Richard II und Was ihr wollt sowie in zeitgenössischen Stücken von Hélène Cixous. 1988 verliess sie Mnouchkines Theatertruppe, um im Rahmen der 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution ein Musical zu inszenieren, für das sie mit «Problemjugendlichen» und den Erwachsenen, die diese begleiten, zusammenar- beitete. Danach setzte sie ihre eigene Karriere als Schauspielerin fort, spielte wieder Shakespeare-Dramen und arbeitete unter der Leitung von Regisseuren wie Paul Golub und Marie Montegani, wobei sie insbesondere in mehreren Inszenierungen letzterer auftrat (Molière, Aischylos, Koulsy Lambko, Racine u.a.). Clémentine Yelnik leitete auch Theaterworkshops und schrieb selbst Bühnenstücke, oftmals inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen als Schauspielerin, so etwa La Nuit d’un roi (2004). In ihrem Drama D’où va-t-on (2009) betrachtet sie die Menschheit mit einem ernsten, aber auch leicht clownesken Blick. Derzeit mimt sie in einer Bühnenadaption von Cour Nord, einem Roman des französischen Dichters Antoine Choplin, mehrere Arbeiterinnen.

  • Yves Yersin

    1942 in Lausanne geboren, studierte Yersin 1959 bis 1961 in Vevey an der École de photographie. Er spezialisierte sich im Bereich Werbefotografie und realisierte Reportagen in Europa. Nach einer Ausbildung zum Kameramann bei Rolf Seeger wurde er Stagiaire in Szenographie für die Schweizerische Landesausstellung EXPO 1964 in Lausanne. Seitdem ist er als Filmrealisator, Bühnenbildner, Cutter, Kameramann und unabhängiger Produzent tätig. Yves Yersin realisierte zahlreiche Filme fürs Kino und fürs Fernsehen. Seine bekanntesten Werke sind der Kino-Dokumentarfilm Die letzten Heimposamenter (1974) und der Kino- Spielfilm «Les petites fugues» (Kleine Fluchten, 1980); letzterer wurde in der Sélection officielle am Filmfestival von Cannes gezeigt und am Filmfestival von Locarno mit dem Grand Prix du Jury geehrt. Noch heute zählt «Les petites fugues» mit 520‘000 Eintritten im Inland und mehr als einer Million Kino-Besuchern weltweit zu den ganz grossen Erfolgen des Schweizer Films.