Der Pate der 8. Ausgabe

  • Jean-Paul Rouve

    Der 1967 in Dunkerque geborene Schauspieler und Regisseur begann seine Theaterausbildung beim Cours Florent in Paris. Dort traf er auch die künftigen Mitglieder der Truppe «Les Robins des Bois», die er 1996 mitgründete. Beflügelt vom Erfolg ihres Stückes Robin des bois, d’à peu près Alexandre Dumas gelang es Jean-Paul Rouve und seinen Komparsen, die Fernsehwelt zu erobern. Ab 1999 arbeiteten sie regelmässig mit Canal+ zusammen und realisierten Serien denkwürdiger Sketche, etwa L’instant Norvégien. Gleichzeitig spielte Jean-Paul Rouve in der Fernsehserie Julie Lescaut mit und trat auch im Kino in immer bedeutenderen Rollen auf, so etwa in Werken von Thomas Vincent, Dominique Farrugia und Alain Chabat. Für seine Rolle als Kollaborateur im Film Monsieur Batignole von Gérard Jugnot erhielt er den César 2003 als bester männlicher Nachwuchsschauspieler. Der seit da sehr gefragte Jean-Paul Rouve übernahm in anspruchsvollen Produktionen weiter Rolle um Rolle (bis heute sind es über 45); nacheinander als Doppelgänger von Polnareff in Podium von Yann Moix, als Briefträger à la Tati in Un long dimanche de fiançailles von Jean-Pierre Jeunet und schliesslich als Vater von Edith Piaf in La Môme von Olivier Dahan. Im Jahr 2007 wechselte er hinter die Kamera und drehte mit Sans arme, ni haine, ni violence seinen ersten Spielfilm; er übernahm darin auch die Hauptrolle. Fünf Jahre später realisierte Jean-Paul Rouve sein nächstes Werk, Quand je serai petit, in dem er neben Benoît Poelvoorde spielt. Zu entdecken während der 8. Ausgabe des FFFH.

Die Gäste

  • Jean-Pierre Améris

    Der französische Filmemacher Jean-Pierre Améris, 1961 in Lyon geboren, studierte am Institut des Hautes Études Cinématographiques in Paris. Nach seinem Abschluss drehte er drei Kurzfilme, unter anderem Intérim (1988), für den er am Festival von Clermont-Ferrand mit dem Grossen Preis ausgezeichnet wurde. 1993 realisierte er seinen ersten abendfüllenden Spielfilm: Le bateau de mariage handelt von einem Lehrer während der Besetzung. Im Zentrum seines zweiten Spielfilms – Les Aveux de l'innocent (1996), ausgezeichnet bei den Filmfestspielen Cannes – steht ein kleiner Arbeiter, der sich eines Verbrechens beschuldigt, das er nicht begangen hat, um mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Nach Mauvaises fréquentations (1999) mit Lou Doillon, C’est la vie (2000) mit Jacques Dutronc sowie Poids Léger (2003) drehte Jean-Pierre Améris Je m'appelle Elisabeth, ein feinfühliges Porträt der Beziehung zwischen einem psychisch Kranken und einem introvertierten Mädchen – der Film wurde 2006 beim FFFH präsentiert. Vier Jahre später schuf er den sehr erfolgreichen Les Emotifs anonymes über die Begegnung zweier Schüchterner (Isabelle Carré und Benoît Poelvoorde) mit einer gemeinsam Leidenschaft für Schokolade. Sein neunter Spielfilm, L’Homme qui rit mit Gérard Depardieu und Emmanuelle Seigner, ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Victor Hugo.
  • Olivier Assayas

    Olivier Assayas wurde 1955 in Paris geboren. Er studierte Malerei an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris, war als Grafiker und Illustrator tätig, begeisterte sich insbesondere für den asiatischen Film und begann 1980 für die «Cahiers du Cinéma» Filmkritiken zu schreiben. Nachdem er vier Kurzfilme gedreht hatte, arbeitete Olivier Assayas als Koautor am Drehbuch zu Rendez-vous (1985) von André Téchiné. Im darauffolgenden Jahr drehte er seinen ersten Spielfilm, Désordre, und gewann damit an den Filmfestspielen von Venedig den Preis der internationalen Kritik. Von da an entwickelte Olivier Assayas ein Werk, das mit keinem anderen zu vergleichen ist und ihn als einen der wichtigsten Filmemacher dieser Zeit ausweist. Aus den fünfzehn Spielfilmen, die er bis anhin drehte, ragt insbesondere seine Trilogie heraus, bestehend aus Demonlover (2002), Clean (2004) mit Maggie Cheung (Preis für die beste Hauptdarstellerin in Cannes im selben Jahr) und Boarding Gate (2007) – brillant-scharfe Beschreibungen, wie sich die Widersprüche der Globalisierung auf all unsere Beziehungen auswirken. Im Jahr 2010 realisierte Olivier Assayas für Kino und Fernsehen Carlos, ein fünfstündiges Fresko über den Werdegang des Terroristen Ilich Ramírez Sánchez, das dem Hauptdarsteller Edgar Ramirez den César für den besten Nachwuchsdarsteller einbrachte. Après mai (2012), präsentiert am Wettbewerb von Venedig, knüpft am Intimismus an, der bereits L’enfant de l’hiver (1989), Paris s’éveille (erhielt 1992 den Jean-Vigo-Preis) und L’Eau froide (1994) auszeichnete.
  • Ramzy Bedia

    Ramzy Bedia wurde 1972 in Paris geboren. Im Alter von 22 Jahren gründete er mit Éric Judor das Komikerduo « Éric et Ramzy», das auf der Bühne, am Radio und am Fernsehen enorm erfolgreich war, insbesondere mit der Sendung «Les mots d’Éric et Ramzy», eine explosive Mischung aus Absurditäten und ausgeklügelten Dummheiten. 1998 trat Ramzy Bedia erstmals in einem Kinofilm auf: Mit Éric Judor spielte er in Le ciel, les oiseaux et… ta mère! von Djamel Bensalah sowie in La Tour Montparnasse infernale (2001) von Charles Nemes. In der Folge war er, stets neben seinem Komikerpartner, in immer verrückteren Rollen zu sehen, etwa im ebenso sublimen wie unverstandenen Steak (2007) von Quentin Dupieux oder in Seuls Two (2008), das er selber mit Éric Judor drehte. Ramzy Bedia war aber auch solo zu sehen, unter anderem in Concert (2009) von Radu Mihaileanu, Il reste du jambon? (2010) von Anne Depetreni und Beur sur la ville von Djamel Bensalah – letzterer lief im vergangenen Jahr am FFFH –, nicht zu vergessen der etwas dramatischere Des vents contraires (2011) von Jalil Lespert. 2012 spielte Ramzy Bedia in der Politsatire Hénaut Président von Michel Muller sich selbst, während er in Les Seigneurs von Olivier Dahan neben Frank Dubosc, José Garcia, Gad Elmaleh und JoeyStarr im Fussballertenü zu sehen ist. 
  • Stéphane Brizé

    Der 1966 in Rennes geborene Stéphane Brizé schrieb und drehte 1993 den Kurzfilm Bleu dommage, der beim Festival de Cognac den Grossen Preis erhielt. L’œil qui traîne war sein zweiter Kurzfilm (1996), auch dieser wurde bei zahlreichen Festivals gezeigt und ausgezeichnet. Drei Jahre später schrieb Brizé, zusammen mit Florence Vignon, Le Bleu des villes. Der Spielfilm lief in Cannes im Rahmen der «Quinzaine des Réalisateurs» und erhielt beim Festival de Deauville den Preis für das beste Drehbuch. Je ne suis pas là pour être aimé, den er mit Patrick Chesnais und Anne Consigny drehte, wurde bei der ersten Ausgabe des FFFH im Jahr 2005 gezeigt und gleich dreifach für die César 2006 nominiert sowie einmal für die European Film Awards. Sein nächstes Werk, Entre adultes (2006), lief bei zahlreichen internationalen Festivals. Besonders beliebt beim Publikum war Mademoiselle Chambon, den Brizé 2009 beim FFFH präsentierte. Auch dieser Film erhielt 2010 drei César-Nominationen und gewann den Preis für das beste Drehbuch, bevor er bei den Independant Spirit Awards in den USA als «bester ausländischer Film» nominiert war. In seinem jüngsten Spielfilm, Quelques heures de printemps, spielt Vincent Lindon denn auch ein weiteres Mal die Hauptrolle, diesmal an der Seite von Hélène Vincent und Emmanuelle Seigner. Nach der vielbeachteten Vorführung in Locarno ist der Film nun beim FFFH zu sehen, dem auch Stéphane Brizé einmal mehr die Ehre seines Besuchs erweist.
  • Valentina Cervi

    Valentina Cervi wurde 1976 als Tochter des italienischen Regisseurs Tonino Cervi in Rom geboren. Bereits mit zehn Jahren war sie erstmals auf der Kinoleinwand zu sehen. 1996 übernahm sie in Portrait of a Lady von Jane Campion die Rolle der Tochter eines reichen Kunstliebhabers, der Isabel Archer – gespielt von Nicole Kidman – umwirbt. Im darauffolgenden Jahr erhielt sie ihre erste Hauptrolle und spielte an der Seite von Michel Serrault die berühmte Barockmalerin Artemisia Gentileschi im gleichnamigen Film der französischen Regisseurin Agnès Merlet. Nachdem sie mit Fabrice Luchini in Rien sur Robert (1999) von Pascal Bonitzer aufgetreten war, war sie in mehreren italie-nischen, französischen und insbesondere angelsächsischen Produktionen zu sehen, etwa in den Mini-Serien War and Peace und Zen. Die Enkelin des Schauspielers Gino Cervi setzte ihre internationale Karriere mit Auftritten in Miracle at St. Anna von Spike Lee (2008) und an der Seite von Michael Fassbender in Jane Eyre von Cary Joji Fukunaga fort. 2012 ist sie in der beliebten amerikanischen Serie True Blood als Vampirin Salomé Agrippa zu sehen. In Au galop spielt sie mit viel Feingefühl eine Frau zwischen zwei Männern.
  • Louis-Do de Lencquesaing

    Louis-Do de Lencquesaing, geboren 1963 in Paris, studierte Kunst und internationales Recht. Seine Theaterkarriere begann er unter der Leitung des Schriftstellers und Dramaturgen Valère Novarina und arbeitete mit Schauspielgrössen und Regisseuren wie Alain Cuny, Luc Bondy und Samy Frey zusammen. Auf der Kino-leinwand hatte er seine ersten Auftritte in Filmen von Arnaud Desplechin (La vie des morts, La Sentinelle), Claude Chabrol (Madame Bovary) und Jean-Luc Godard (Hélas pour moi). Danach war er nacheinander in so erfolgreichen Werken wie À vendre von Laetitia Masson, Les destinées sentimentales von Olivier Assayas und Caché von Michael Haneke zu sehen. Ein Meilenstein war seine Interpretation des verstorbenen Filmproduzenten Humbert Balsan in Le père de mes enfants (2009) von Mia Hansen-Løve. Neben der intensiven Weiterführung seiner Schauspielkarriere – Le mariage à trois von Jacques Doillon, Polisse von Maïwenn, L’Apollonide von Bertrand Bonello, Paris-Manhattan von Sophie Lellouche – realisierte Louis-Do de Lencquesaing im Abstand weniger Jahre drei Kurzfilme. Beim FFFH präsentiert er seinen ersten Spielfilm, der in Cannes im Rahmen der «Semaine de la Critique» zu sehen war. Im Mittelpunkt von Au galop steht die leidenschaftliche Begegnung zwischen einem Schriftsteller (gespielt von ihm selbst) und seiner Verlegerin.

  • Heinz Dill

    Heinz Dill, geboren 1957, war ab 1981 als Musikmanager und -produzent tätig. Er wandte sich dann dem Film zu und wirkte auf Sets in der Schweiz und anderen Ländern in unterschiedlichen Funktionen mit (als Regisseur, Produktionsverwalter, Produktionsleiter). Dabei arbeitete er mit Filmemachern wie Claude Goretta, Olivier Assayas und Krzysztof Kieslowski zusammen. 1996 gründete er «Louise Productions» und produzierte mehrere Spielfilme, etwa den in Locarno prämierten iXième, journal d’un prisonnier (2003) von Pierre-Yves Borgeaud und Stéphane Blok sowie Le souffle du désert (2005) von François Kohler. Aus der intensiveren Produktionstätigkeit mit Elisabeth Garbar, die seit 2006 besteht, gingen zunächst zwei Kurzfilme hervor: La valise (2007) von Kaveh Bakhtiari lief an zahlreichen internationalen Festivals, Au Café Romand von Richard Szotyori wurde mit dem Schweizer Filmpreis für das beste schauspielerische Nachwuchstalent ausgezeichnet sowie mit dem Preis der Jugendjury von Locarno. 2009 folgten die Dokumentarfilme A l’ombre de la montagne (2009) von Danielle Jaeggi und La beauté crue von Hervé Nisic. Auch Hiver nomade wurde unter der Leitung von «Louise Productions» produziert. Nach seiner Weltpremiere bei der Berlinale 2012 (in der Sektion «Forum») läuft der Dokumentarfilm dieses Jahr an zahlreichen Festivals rund um die Welt. Derzeit hat Heinz Dill mehrere Filme in Entwicklung oder Produktion, beispielsweise L’escale, der erste abendfüllende Dokumentarfilm von Kaveh Bakhtiari.
  • Frédéric Fonteyne

    Frédéric Fonteyne kam 1968 in Uccle (Brüssel) zur Welt. Am Institut des Arts de Diffusion in Louvain-la-Neuve studierte er Regie, bevor er zwischen 1988 und 1993 vier Kurzfilme drehte, unter anderem den überzeugenden Bob le déplorable. Nach der Inszenierung eines Theaterstücks seines damaligen Drehbuchautors Philippe Blasband realisierte Frédéric Fonteyne 1997 seinen ersten Spielfilm, Max et Bobo, der von einem aussergewöhnlichen Schutzengel handelt. Internationale Beachtung fand schliesslich Une liaison pornographique (1999) über die Begegnung zwischen einem Mann und einer Frau, die ihre einzige sexuelle Fantasie ausleben wollen. Der Spielfilm, der nichts Pornographisches hat, brachte der Darstellerin Nathalie Baye an den Internationalen Filmfestspielen von Venedig einen Preis ein. Fünf Jahre später drehte Frédéric Fonteyne La femme de Gilles, ein in den Dreissigern spielendes Drama. Emmanuelle Devos mimt darin die Frau eines Arbeiters, die sich ganz für ihre Familie aufopfert – bis sie herausfindet, dass ihr Mann sie mit ihrer Schwester betrügt. Der belgische Regisseur unterrichtete darauf nicht nur Filmwissenschaften, sondern schuf auch ein neues Werk: Tango libre wurde 2012 vollendet, die Hauptrollen übernahmen François Damiens, Jan Hammenecker, Sergi López und Anne Paulicevich. Im Mittelpunkt der Tragikomödie, die ausserhalb des Wettbewerbs in Venedig lief, stehen ein Gefängniswärter mit einer Leidenschaft für Tango, zwei inhaftierte Ganoven und eine junge, sehr verliebte Frau.
  • Arly Jover

    Arly Jover kam im spanischen Melilla zur Welt. Sie verbrachte ihre Kindheit in Mallorca, wo sie als Achtjährige mit Tanzunterricht begann. 1986 trat die junge Tänzerin in die renommierte New Yorker «School of American Ballet» ein. Gesundheitliche Gründe zwangen sie zu einer Umorientierung und brachten sie zum Kino. Sie war zunächst in kleinen Rollen im Fernsehen zu sehen und spielte dann den Vampir Mercury in Blade (1998) von Stephen Norrington – der Beginn ihrer internationalen Karriere. In der Folge wirkte Arly Jover in zahlreichen amerikanischen und französischen Produktionen mit. 2005 spielte sie an der Seite von Jean Reno in L’empire des loups von Chris Nahon und erweiterte dann ihre Filmographie um Werke so berühmter Filmemacher wie Arnaud und Jean-Marie Larrieu (Le voyage aux Pyrénées, 2008), Cédric Kahn (Les regrets, 2009) und Pierre Schoeller (L’exercice de l’État, 2011). Im selben Jahr war sie ausserdem in der amerikanischen Version von Millenium von David Fincher zu sehen. Arly Jover spielt in nicht weniger als drei Filmen mit, die im Rahmen der achten Ausgabe des FFFH präsentiert werden: Les Saveurs du Palais von Christian Vincent, Quand je serai petit von Jean-Paul Rouve, in dem sie Benoît Poelvoorde das Stichwort gibt, und Le guetteur von Michele Placido.
  • Marthe Keller

    Marthe Keller, geboren in Basel, ist eine der wenigen international erfolgreichen Schweizer Schauspielerinnen. Nach ihrem Schauspielstudium in München begann sie ihre Karriere im Theater und in Fernsehfilmen in Deutschland. Die Begegnung mit Philippe de Broca stellte einen Wendepunkt dar. 1968 spielte sie in dessen Werk Le diable par la queue an der Seite von Yves Montand, dann bot ihr der französische Filmemacher in Les caprices de Marie (1970) ihre erste Hauptrolle an. Als Kristina in der Serie La demoiselle d’Avignon wurde sie einem breiten Publikum bekannt; diese Rolle führte auch zu ihrer Hollywoodkarriere. Für ihre Interpretation der Elsa in Marathon Man (1976) an der Seite von Dustin Hoffman wurde sie für einen Golden Globe nominiert, mit Al Pacino trat sie in Bobby Deerfield von Sidney Pollack auf. Marthe Keller arbeitete mit den renommiertesten Regisseuren – von Clint Eastwood über Claude Lelouch, Billy Wilder, Nikita Mikhalkov, Mauro Bolognini und John Frankenheimer bis zu Benoît Jacquot. Sie war überdies mehrmals in der Jury der Filmfestspiele Cannes und ist bekannt für ihre Operninszenierungen. 2006 erhielt Marthe Keller für ihren Auftritt in Fragile von Laurent Nègre – die einzige Rolle, die sie bislang in einem Schweizer Film spielte! – den Schweizer Filmpreis. In Au galop mimt Marthe Keller eine vermögende Witwe, in ihrer realitätsfremden Art ein wenig verrückt, aber auch liebenswert.
  • Joachim Lafosse

    Joachim Lafosse wurde 1975 in Uccle, Belgien, geboren. Mit seinem Kurzfilm Tribu machte er unter anderem beim Filmfestival von Locarno 2001 erstmals auf sich aufmerksam. Seine Spielfilme liefen bei den grossen europäischen Festivals. So waren etwa, wiederum in Locarno, 2004 Folie privée und 2006 Ça rend heureux zu sehen. Im selben Jahr lief bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig Nue propriété mit Isabelle Huppert und Jérémie und Yannick Renier, für den Joachim Lafosse von den Kritikern mit viel Lob bedacht wurde. Der Film handelt von einem sehr besonderen Verhältnis zwischen einer Mutter und ihren beiden Söhnen. Im Jahr 2008 zeigte er im Rahmen der «Quinzaine des Réalisateurs» in Cannes Elève libre über eine Lehrer-Schüler-Beziehung, die in beunruhigender Weise über den schulischen Rahmen hinausgeht. Die Werke des belgischen Filmemachers bergen stets eine tiefe Menschlichkeit – ähnlich den Filmen der Brüder Dardenne, deren bevorzugte Schauspieler auch bei Lafosse auftreten. In Biel präsentiert er sein jüngstes Werk À perdre la raison, das bereits in Cannes bejubelt wurde und Émilie Dequenne den Preis für die beste Darstellerin einbrachte. Thema des Films sind einmal mehr familiäre Beziehungen, die zwischen Liebe und Abhängigkeit in eine mörderische Spirale führen.
  • Sophie Lellouche

    Schon als Kind liebte es die französische Filmemacherin Sophie Lellouche, «Geschichten zu erfinden und erzählt zu bekommen». Sie war eine regelmässige Besucherin der Cinémathèque und grosse Verehrerin von Komödiendarstellern wie Ernst Lubitsch, Frank Capra, Billy Wilder, Jean-Paul Rappeneau und Woody Allen. Sehr früh hatte sie Lust, selber für das Kino zu arbeiten, doch bevor sie den Wunsch in die Tat umsetzen konnte, dauerte es noch mehrere Jahre. Nach einem Regiepraktikum bei den Dreharbeiten zu Hasards ou coïncidences (1998) von Claude Lelouch (mit dem sie nicht verwandt ist, von dem sie aber viel lernte) drehte Sophie Lellouche den vielbeachteten Kurzfilm Dieu, que la nature est bien faite! (2000): Eine junge Frau entdeckt, dass sie die (unfreundlichen) Gedanken des Typen (Gad Elmaleh) lesen kann, der sie zum Essen eingeladen hat … Im Jahr 2006 begann Sophie Lellouche, am Drehbuch zu ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm zu arbeiten. Sie feilte solange an den Dialogen und der Dramaturgie von Paris-Manhattan, bis sie schliesslich Alice Taglioni und Patrick Bruel davon überzeugen konnte, die Hauptrollen in dieser Liebeskomödie rund um eine ledige Apothekerin mit einer grossen Leidenschaft für Woody Allen zu spielen.
  • Gaël Métroz

    Gaël Métroz wurde 1978 in Liddes, im Wallis, geboren. Er studierte französische Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Lausanne. Für seine Novellen und Theaterstücke erhielt er verschiedene Literaturpreise. Nachdem er das Stück L’Enfant Déchu geschrieben und 2004 selbst inszeniert hatte, widmete er sich hauptsächlich dem Schreiben und seiner Arbeit als Filmregisseur und Journalist. Sein erster Kinofilm Nomad’s Land erschien 2008, lief beim Visions du Réel in Nyon sowie bei rund zwanzig anderen Festivals und wurde beim Internationalen Filmfestival in San Francisco mit dem Golden Gate Award für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. In der Schweiz haben über 40’000 Zuschauer den Dokumentarfilm über seine Reise auf den Spuren des Reiseschriftstellers Nicolas Bouvier gesehen. Gaël Métroz hat selber unzählige Länder bereist und seine Eindrücke filmisch und schriftlich festgehalten. Als Journalist veröffentlichte er seine Reiseaufzeichnungen und Erfahrungen auch in verschiedenen Zeitungen. Nachdem er für TSR den eindrücklichen Kalash, les derniers infidèles du Pakistan (2010) gedreht hatte, reiste er für seinen nächsten Dokumentarfilm erneut nach Indien und Nepal. In Sâdhu verarbeitet er seine Begegnung mit einem jener Heiligen, die ihn seit langem faszinieren.
  • Carole Noblanc

    Carole Noblanc, Protagonistin im Dokumentarfilm Hiver nomade, wuchs in Quimper auf, wo sie als Ernährungsberaterin tätig war. 2006 verbrachte die Bretonin aufgrund ihrer Leidenschaft für die Berge ihre Ferien in der Schweiz. Bei einer Wanderung in den Alpen lernte sie den aus Corrèze stammenden Schäfer Pascal Eguisier kennen. Er bot ihr Arbeit auf seiner Alm an. Dort buk sie zunächst Crêpes, bevor sie ihn im darauffolgenden Winter beim Almabtrieb begleitete. Während den nächsten sechs Jahren zog die freiheitsliebende junge Frau mit dem Schäfer und einer Schafherde durch den Winter. Sie ist stolz, die einzige Frau in der Schweiz – möglicherweise in ganz Europa – zu sein, die von dieser schwierigen Arbeit lebt, fern von den Annehmlichkeiten des sesshaften Lebens. Diese fehlen ihr denn auch in keiner Art und Weise (ausser den Austern, die sie gerne zu Weihnachten geniesst). Wenn sie sich nicht gerade um Schafe kümmert, ist die leidenschaftliche Leserin und Reisende mit einem Buch in der Hand zu sehen, wie Hiver Nomade zeigt.
  • Joey Starr

    Didier Morville alias JoeyStarr kam 1967 in Saint-Denis zur Welt. Mit der Rapband NTM, die er 1988 mit Bruno Lopez (Kool Shen) gegründet hatte, wurde er berühmt. Nach sechs Alben, erschienen beim Label Epic Records, löste NTM sich auf (reformierte sich jedoch 2008 für eine Frankreichtournee). In der Zwischenzeit trat JoeyStarr erstmals in einem Kinofilm auf: Er spielte eine Nebenrolle in La haine (1995) von Matthieu Kassovitz. Fünf Jahre später war er in La Tour Montparnasse infernale von Charles Nemes an der Seite von Ramzy Bedia und Éric Judor in einer grösseren Rolle zu sehen. 2009 wurde er für seinen Auftritt in Le Bal des actrices von Maïwenn für den César in der Kategorie Bester Nebendarsteller nominiert. Im Lauf der zweiten Saison der Fernsehserie Mafiosa beendete er sein Engagement für diese, danach mimte er den denkwürdigen Gauner Pistazie im Krimi L’Immortel (2010) von Richard Berry. In Polisse (2011), einem weiteren Werk von Maïwenn (Preis der Jury von Cannes 2011), spielte er einen Polizisten der Jugendschutzabteilung, danach verkörperte er eine der Hauptpersonen im Thriller Nuits blanches von Frédéric Jardin. 2012 gibt er Gaspard Proust das Stichwort (L’Amour dure trois ans von Frédéric Beigbeder) und bildet in der Komödie Les Seigneurs von Olivier Dahan mit einer Reihe weiterer fantastischer Schauspieler eine Fussballmannschaft. 
  • Natacha Varga-Koutchoumov

    Natacha Varga-Koutchoumov, geboren in Genf, begann ihr Schauspielstudium am Konservatorium ihrer Heimatstadt. In New York setzte sie ihre Ausbildung fort, dann liess sie sich in Paris nieder, wo sie zunächst an der Sorbonne studierte, bevor sie der École Nationale Supérieure des Arts et Technique du Théâtre beitrat. Ihren ersten Kinoauftritt hatte sie in Vatel (2000) von Roland Joffé an der Seite von Gérard Depardieu und Uma Thurman. In der Folge führte sie ihre Schauspielkarriere im Theater, im Fernsehen und im Kino fort, dies sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz. Für den Schweizer Regisseur Lionel Baier arbeitete sie in Garçon stupide (2003) und Comme des voleurs (2006), dann gab er ihr die Rolle der Filmkritikerin Rosa Rouge in Un autre homme (2008), der in Locarno im Wettbewerb lief. Ein Jahr zuvor hatte sie für ihre Nebenrolle in Pas de panique von Denis Rabaglia den Schweizer Filmpreis erhalten. Natacha Varga-Koutchoumov war auch in mehreren Fernsehserien zu sehen, etwa in Nos archives secrètes, 10 und T’es pas la seule. Im Jahr 2010 erschien ihr tragikomischer Roman über eine Heldin des Alltags. In Opération Libertad (2012) von Nicolas Wadimoff spielt sie eine Aktivistin, die an der Richtigkeit der revolutionären Sache zweifelt.
  • Hélène Vincent

    Die in Paris geborene Hélène Vincent begann ihre Schauspielkarriere 1966 unter Patrice Chéreau. Drei Jahre später spielte sie in Tambours et trompettes von Bertolt Brecht, inszeniert von Jean-Pierre Vincent, ihrem künftigen Ehemann. Die Mutter des Regisseurs Thomas Vincent war fortan sowohl im Fernsehen als auch im Kino zu sehen, neben ihren Auftritten im Theater, wo sie auch selber inszenierte. Der erste Kinofilm, in dem sie mitspielte, war Pierre et Paul von René Allio (1969). Es folgten Que la Fête commence (1975) von Bertrand Tavernier und ihre unvergessliche Interpretation der Madame Le Quesnoy in La vie est un long fleuve tranquille (1988) von Étienne Chatiliez. Neben anderen bemerkenswerten Charakterrollen spielte sie in J’embrasse pas von André Téchiné (1991) eine Krankenschwester, die sich in einen jungen Stricher verliebt, eine eigensin-nige Journalistin in Trois couleurs bleu von Krzysztof Kieslowski (1993), die verrückte Mutter von Bernie im gleichnamigen Film von Albert Dupontel (1996) und eine Ordensvorsteherin in Saint-Jacques… La Mecque (2004) von Coline Serreau. In letzter Zeit trat Hélène Vincent in dramatischeren Werken auf, etwa in Les Petits ruisseaux (2010) von Pascal Rabaté, bevor sie Stéphane Brizé von ihrem enormen Talent überzeugte. In Quelques heures de printemps lässt der Regisseur sie in unvergleichlicher Weise auf Vincent Lindon treffen.
  • Christian Vincent

    Christian Vincent wurde 1955 in Paris geboren und wuchs in einem Vorort der Stadt auf. Nachdem er La maman et la putain gesehen hatte, wagte er sich an das Abenteuer Film. Nach seinem Abschluss am Institut des hautes études cinématographiques im Jahr 1982 drehte er drei vielbeachtete Kurzfilme. Einer davon war Il ne faut jurer de rien mit Fabrice Luchini, dem er daraufhin die Hauptrolle in seinem ersten Spielfilm, La Discrète (1990), gab. Das Werk handelt von einem jungen Schriftsteller: Um sich an einer Frau, die ihn verlassen hat, zu rächen, verführt er eine Unbekannte (verlässt diese aber ebenso schnell wieder). Nach Beau fixe im Jahr 1992 drehte Christian Vincent La séparation (1994) über die Beziehungskrise eines Paares, gespielt von Isabelle Huppert und Daniel Auteuil. Drei Jahre darauf schuf er mit Je ne vois pas ce qu'on me trouve ein feinfühliges Werk über einen Komiker (Jackie Berroyer), der sich nicht komisch findet. Es folgten Sauve-moi (2000), ein von einer Schreibwerkstatt für Arbeitslose inspirierter Spielfilm, Les enfants (2005) mit Gérard Lanvin und Karin Viard, eine Komödie über Patchworkfamilien, und Quatre étoiles (2006), in dem Isabelle Carré und José Garcia einen ehemaligen Autorennfahrer (gespielt von François Cluzet) zu betrügen versuchen. Seinem achten Spielfilm Les saveurs du palais, der in «Grande première» beim FFFH zu sehen ist, liegt eine wahre Geschichte zugrunde.
  • Nicolas Wadimoff

    Nicolas Wadimoff kam 1964 in Genf zur Welt. Er studierte an der Universität Québec in Montréal Filmwissenschaften, widmete sich zunächst als Rockgitarrist der Musik und war in der Genfer Alternativszene aktiv. 1992 drehte der frühere Amateurboxer Les gants d’or d’Akka, ein Dokumentarfilm über einen jungen Palästinenser, der davon träumt, Weltmeister zu werden. Nicolas Wadimoff arbeitete auch als Regisseur beim TSR und reiste für die Sendung Temps présent unter anderem nach Ruanda, Algerien, Chiapas und Libyen. Sein erster Spielfilm Clandestins lief 1996 im Wettbewerb von Locarno und erhielt rund ein Dutzend internationale Preise. Im Jahr 2002 gründete Nicolas Wadimoff die Produktionsgesellschaft «Akka Films», unter deren Namen er international erfolgreiche Filme drehte und produzierte. Der engagierte Filmemacher, dem besonders die palästinensische Sache am Herzen liegt, realisierte 2005 mit der Journalistin Béatrice Guelpa den Dokumentarfilm L’accord über die gemeinsamen Friedensbemühungen einer Gruppe von Israelis und Palästinensern; auch dieses Werk lief beim Filmfestival von Locarno. Bei der Berlinale 2010 wurde sein Dokumentarfilm Aisheen ausgezeichnet, ein Porträt des Gaza-Streifens zwischen Verzweiflung und Überleben. Als nächstes realisierte Nicolas Wadimoff wieder einen Spielfilm: Opération Libertad, der gerade in Cannes im Rahmen der «Quinzaine des Réalisateurs» lief, ist eine kluge Komödie über den Politaktivismus, inspiriert von einer wahren Geschichte.

Fokus Biel

  • Loretta Arnold

    Die in Biel geborene Loretta Arnold besuchte den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in ihrer Heimatstadt und studierte dann Animation an der Hochschule Luzern im Fachbereich Design und Kunst. Mit 31 Jahren drehte sie ihren Diplomfilm Eisprung. Dieser Kurzfilm ist am 16. September, um 12.45 Uhr im REX 2 zu sehen.
  • Sébastien Kühne

    Von 1997 bis 2002 besuchte Sébastien Kühne die Schule für Gestaltung in Biel. Seit 2005 betreibt er sein eigenes Unternehmen, welches Filme, Illustrationen und Grafikarbeiten anbietet. Er dreht Videoclips, Werbespots, Trickfilme und Kurzfilme in den Bereichen Fiktion und Animation. Alle Trailer des FFFH wurden von Kühne konzipiert und gedreht. Der Kurzfilm Luftschiffe ist am 15. September, um 13.00 Uhr im REX 1 zu sehen.