Die Gäste der 10. Ausgabe

  • Jean-Pierre Améris

    Der französische Filmemacher Jean-Pierre Améris, 1961 in Lyon geboren, studierte am «Institut des Hautes Études Cinématographiques» in Paris. Nach seinem Abschluss drehte er drei Kurzfilme, unter anderem Intérim (1988), für den er am Festival von Clermont-Ferrand mit dem Grossen Preis ausgezeichnet wurde. 1993 realisierte er seinen ersten Spielfilm: Le bateau de mariage handelt von einem Lehrer während der Besetzung. Im Zentrum seines zweiten Spielfilms – Les Aveux de l'innocent (1996), ausgezeichnet an den Filmfestspielen Cannes – steht ein kleiner Arbeiter, der sich eines Verbrechens beschuldigt, das er nicht begangen hat, um mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Nach Mauvaises fréquentations (1999), C’est la vie (2000), Poids Léger (2003) und Je m'appelle Elisabeth (2006), ein feinfühliges Porträt der Beziehung zwischen einem psychisch Kranken und einem introvertierten Mädchen, schuf Jean-Pierre Améris den sehr erfolgreichen Film Les Emotifs anonymes über die Begegnung zweier Schüchterner mit einer gemeinsamen Leidenschaft für Schokolade. Zwei Jahre nach L’Homme qui rit, einer Adaption des Romans von Victor Hugo, präsentiert Jean-Pierre Améris während der diesjährigen Ausgabe des FFFH den aufwühlenden Film Marie Heurtin, in dem sich eine Nonne (gespielt von Isabelle Carré) dafür einsetzt, ein taubes und blindes Mädchen aus seinem «inneren Gefängnis» zu befreien.

  • Lucas Belvaux

    Lucas Belvaux begann seine Schauspielkarriere in der Welt des französischen Films als 20-Jähriger mit seinem Auftritt in Allons z’enfants von Yves Boisset (1981). Daraufhin war der gebürtige Belgier (er kam 1961 im wallonischen Namur zur Welt) in Hurlevent von Jacques Rivette, Poulet au vinaigre und Madame Bovary von Claude Chabrol, Désordre von Olivier Assayas, Grand Bonheur und On appelle ça… le printemps von Hervé Le Roux zu sehen. Dank seiner ausserordentlichen Begabung und seinem guten Aussehen fehlte es Belvaux nicht an Engagements, doch offenbar begannen ihn die Filme, in denen man ihm Rollen anbot, zu langweilen. Er hatte andere Ambitionen – zum Beispiel die, hinter der Kamera zu stehen. 1992 drehte er mit Parfois trop d’amour seinen ersten vielbeachteten Spielfilm, gefolgt von der Komödie Pour rire! (1996), ein Publikumserfolg. Danach wagte sich an Belvaux an ein überaus ehrgeiziges Projekt: Er schuf eine Trilogie, deren drei Einzeltitel aneinandergereiht den Satz Un couple épatant, Cavale, Après la vie ergeben (Ein tolles Paar, Auf der Flucht, Nach dem Leben) (2003). Auf dieses Meisterwerk folgten La raison du plus faible (2006), eine gleichermassen exemplarische wie hoffnungslose Sozialfabel, Rapt (2009), inspiriert von der Entführung des Barons Empain, und 38 témoins (2012), in der es um eine Vielzahl von Augenzeugen eines Verbrechens geht, von denen keiner eingreift. 2014 erschien die zartbittere Komödie Pas son genre, die im Rahmen der Spezialveranstaltung für die Freunde des FFFH in Schweizer Premiere zu sehen war. Mit seinen neun Spielfilmen, die von Menschlichkeit durchdrungen sind und ein breites Publikum bewegt haben, hat Lucas Belvaux ein bedeutendes Werk geschaffen. Mehr über dessen Hintergründe und Zusammenhänge verrät er im Rahmen von «La Rencontre», seiner Begegnung mit dem Bieler Publikum.

  • Patrick Bruel

    Der Sänger und Schauspieler Patrick Bruel wurde 1959 in Tlemcen, Algerien geboren. Seine erste Rolle erhielt er in Le Coup de sirocco (1978) von Alexandre Arcady, nachdem er sich auf einen Castingaufruf in der Tageszeitung France Soir gemeldet hatte. Drei Jahre später war er in Paris im Stück Le Charimari zu sehen. Während dieser Zeit begann auch seine Laufbahn als Sänger. 1983 spielte er erneut unter der Regie von Alexandre Arcady in dessen Film Le Grand Carnaval mit; in Marche à l’ombre von Michel Blanc verkörperte er einen Metromusiker. Im darauffolgenden Jahr erhielt er viel Lob für seine Rolle in Patrick Schulmanns Film P.R.O.F.S, der ein enormer Publikumserfolg wurde. Bruel spielte bislang in rund vierzig Filmen mit, unter anderem unter der Regie von Claude Lelouch (Attention bandits), Pierre Jolivet (Force majeure), Michel Deville (Toutes peines confondues), Sidney Pollack (Sabrina), Dominique Cabrera (Le Lait de la tendresse humaine), Claude Chabrol (L’Ivresse du pouvoir), Claude Miller (Un Secret) u. a. Vor kurzem war er in Le Prénom (2012) in der Rolle des werdenden Vaters zu sehen; der Film von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière ist eine Adaption ihres eigenen Theaterstücks. Zudem spielte Patrick Bruel in Les yeux jaunes des crocodiles (2014) mit, einer Dramödie von Cécile Telerman.

  • Claire Burger

    Claire Burger, Koregisseurin und Cutterin des Films Party Girl, ist eine französische Filmemacherin aus Forbach (Region Moselle). Sie arbeitete als Bildreporterin und studierte dann an der «La Fémis», der grössten französischen Filmhochschule, das Fach Schnitt. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2008 drehte sie mit Marie Amachoukeli Forbach. Die Geschichte dieses Kurzfilms, der mit dem «Grand prix» des Filmfestivals von Clermont-Ferrand ausgezeichnet wurde, ist von der Familie ihres Jugendfreundes Samuel Theis inspiriert. Der Film wurde mit Laienschauspielern gedreht, und zwar mit den wahren Protagonisten der Geschichte. Claire Burger führte danach Regie bei Toute ma vie j’ai rêvé (2008) und drehte wiederum zusammen mit Marie Amachoukeli C’est gratuit pour les filles. Der Film erhielt 2010 den César in der Kategorie Bester Kurzfilm und lief in Cannes im Rahmen der Internationalen Woche der Filmkritik («Semaine de la Critique»). Der Kurzfilm Demolition Party (2013) ist das Ergebnis einer weiteren Zusammenarbeit mit Marie Amachoukeli, und mit Samuel Theis drehten die beiden Regisseurin schliesslich Party Girl (2014), ihren ersten Langspielfilm. Die Geschichte beruht auf dem Leben der Mutter von Samuel Theis, die im Film auch selber die Hauptrolle spielt.

  • Idrissa Diabaté

    Der ursprünglich aus Bamako (Mali) stammende Idrissa Diabaté lebt in Paris. Diabaté ist mehrsprachig und begann seine Schauspielkarriere 2012 mit einer Rolle als Kindersoldat in Après l’enfer, einem vielbeachteten Kurzfilm von François Pragnère. Im selben Jahr mimte Diabaté in La Cité rose von Julien Abraham die tragische Figur eines Dealers und trat zudem in der TV-Serie Boulevard du Palais auf. Daraufhin trat er in Jamais seuls (2013) auf, einer Mini-Polizeiserie, die Virginie Sauveur für den Fernsehsender Arte drehte und die von einem Mord an einem Fussballfan während eines Matchs handelt. 2014 spielt er in Adama mit, dem ersten Spielfilm von Mathieu Vadepied (Kameramann bei Intouchables), ausserdem tritt er in Tout, tout de suite auf, dem neuesten Film von Richard Berry, der von den Gräueltaten der «Gang der Barbaren» inspiriert ist, und schliesslich ist er in Bande de filles in der Rolle des Ismaël zu sehen.

  • Ahmed Dramé

    Nach seiner Ausbildung an der Schauspielschule «Atelier des Caméléons» im Grossraum Paris erhielt Ahmed Dramé im Jahr 2011 seine erste Rolle und spielte in einer Folge von Main courante mit, einer für France 2 produzierten Serie über den Alltag in einem Polizeikommissariat. Kurz darauf trat er mit Reda Kateb und Eddy Mitchell in der Dramödie Les Petits Princes (2013) auf, dieser Film von Vianney Lebasque spielt in einem Ausbildungscamp für Nachwuchsfussballer. 2013 wurde er für die männliche Hauptrolle in Les Héritiers von Marie-Castille Mention-Schaar ausgewählt, neben Ariane Ascaride als weibliche Hauptdarstellerin. Er schrieb auch am Drehbuch zu diesem Film mit, denn die Ereignisse, auf denen der Film beruht, hat er selber miterlebt: Im Jahr 2009 gewann er mit seiner Gymnasialklasse den Preis eines nationalen Geschichtswettbewerbs (dem «Concours national de la Résistance et de la Déportation»). Drame schrieb über diese Erlebnisse auch ein Buch; La Morale de l’histoire erscheint diesen Herbst im Verlag Fayard.

  • Tony Gatlif

    Tony Gatlif kam 1948 in Algerien zur Welt. Sein Vater war Algerier, seine Mutter Roma. Anfang der sechziger Jahre ging er nach Frankreich, wo er zeitweise in Erziehungsanstalten leben musste. 1966 lernte er den Schauspieler Michel Simon kennen und begann, von diesem dazu ermuntert, selber Schauspielunterricht zu nehmen. Von 1973 an drehte er Kurzfilme, und sechs Jahre später erschien mit La Terre au ventre über den Algerienkrieg sein erster Langspielfilm. 1983 drehte er Les Princes, ein Porträt über Roma aus der Pariser Banlieue, die zur Sesshaftigkeit gezwungen worden waren. Gatlif, der die Drehbücher zu seinen Filmen selber schreibt, widmete von da an zahlreiche seiner Werke den Roma und ihren Lebensbedingungen. Latcho Drom (1993), eine faszinierende musikalische Reise, wurde in Cannes und am Filmfestival von Montréal ausgezeichnet; Gadjo Dilo (1997) erhielt den Silbernen Leopard von Locarno und den César in der Kategorie Beste Filmmusik. Auf Vengo (2000) folgte schliesslich Exils, für den Gatlif in seine ursprüngliche Heimat Algerien zurückkehrte; der Film wurde in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet. Nach Transylvania (2006) mit Asia Argento drehte Gatlif Liberté, einen auf historischen Tatsachen beruhenden Film über die Verfolgung und Deportation der Roma. Geronimo, sein siebzehnter Langspielfilm, war dieses Jahr in Locarno als Abschlussfilm zu sehen.

  • Anne Gonthier

    Die Drehbuchautorin und Regisseurin Anne Gonthier wurde in Vevey geboren. 1982 schloss sie ihr Literaturstudium an der Uni Lausanne ab. Während dieser Zeit begann ihre langjährige enge Zusammenarbeit mit dem ebenfalls aus Vevey stammenden Filmemacher Jean-François Amiguet. Gemeinsam schrieben sie die Drehbücher zu seiner «Herzenstrilogie»: Alexandre (1983), La Méridienne (1988), der im Rahmen von «Un Certain Regard» in Cannes lief, sowie L’Écrivain public (1993); letzterer war im Wettbewerb von Locarno zu sehen. In der Zwischenzeit arbeiteten Gonthier und Amiguet am Dokumentarfilm Au 10-août (1985) über eine kleine Kneipe im alten Stil sowie an einem Beitrag für den Film du cinéma suisse (1989) über die Schweizer Pioniere der Filmkunst. Neben ihrer Tätigkeit als Drehbuchautorin unterrichtet Anne Gonthier, um sich so ihre künstlerische Unabhängigkeit zu bewahren. Wiederum mit Amiguet zusammen schrieb sie das Drehbuch zum Film Au Sud des nuages (2003); zwei Jahre später erschien der Fernsehfilm Les amants de la Dent blanche von Raymond Vouillamoz, für den sie ebenfalls als Drehbuchautorin tätig war. 2014 schrieb und drehte sie mit deux jours avec mon père, ihren ersten Langspielfilm der am FFFH zu sehen ist.

  • Jean-Pierre Gos

    Der französischstämmige Jean-Pierre Gos wurde 1949 geboren. Er arbeitete zunächst als Pressezeichner, unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung und die Zeitschrift Construire. Nach seinem Studium an der Theaterhochschule ESAD in Genf begann er ab 1979 als Theater- und Filmschauspieler aufzutreten. Er spielte in rund siebzig Stücken mit, unter der Regie namhafter Regisseure wie Benno Besson, Thomas Ostermeier, Alain Françon, Manfred Karge und Claude Santelli. Auf der Kinoleinwand war er erstmals 1983 in La mort de Mario Ricci von Jean-Claude Goretta zu sehen. Darauf folgten Rollen in rund sechzig weiteren Filmen, etwa in Signé Renard (1986) von Michel Soutter, Vincent et Théo (1990) von Robert Altman, Jeanne d’Arc (1999) von Luc Besson, Les Destinées sentimentales (2000) von Olivier Assayas, Quand j’étais chanteur (2006) von Xavier Giannoli, Eden à l’Ouest (2009) von Costa-Gavras sowie Gainsbourg, Vie héroïque (2010) von Joann Sfarr. Gos ist auch regelmässig in TV-Serien und Fernsehfilmen zu sehen und spielt in Operetten mit, etwa in La Veuve joyeuse, La Périchole und La grande Duchesse de Gerolstein.

  • Nailia Harzoune

    Mit 17 Jahren zog Nailia Harzoune aus dem Südwesten Frankreichs, wo sie aufgewachsen war, nach Paris. Sie liess sich am städtischen Konservatorium W. A. Mozart in Tanz und Schauspiel unterrichten und nahm an zahlreichen Castings teil. 2009 erhielt sie ihre erste Rolle und spielte im Langspielfilm Divorces! von Valérie Guignabodet mit. Ihre erste Fernsehproduktion war Le choix de Myriam, eine Miniserie von Malik Chibane. Danach verkörperte Nailia Harzoune im Kurzfilm Shéhérazade et le délice casher (2010) von Agnès Caffin, in dem auch Fanny Ardant auftrat, eine junge Sans-Papiers aus Palästina. Im selben Jahr war sie neben Hiam Abbas in einer der beiden Hauptrollen im Fernsehfilm Des Intégrations ordinaires von Julien Sicard zu sehen. Sie trat auch in Le Chat et les souris von Eric Woreth auf, einem Fernsehfilm aus der Reihe Les Petits Meurtres d’Agatha Christie. 2011 spielte sie in Yasmina, einer Folge der Serie Joséphine, ange gardien, mit. Im Film Geronimo verkörpert sie die junge Nil, die mit ihrem Geliebten vor einer Zwangsheirat flüchtet.

  • Stefan Haupt

    Der 1961 geborene Stefan Haupt besuchte die Schauspielakademie Zürich, die er mit dem Diplom als Theaterpädagoge abschloss. Seit 1989 ist er als Regisseur tätig. Er drehte zahlreiche Dokumentarfilme, produziert von seiner eigenen Produktionsfirma Fontana Film in Zürich. 1998 drehte er I’m just a simple person über eine 90-jährige Schweizerin, die vor langer Zeit nach Kanada ausgewandert war. Zwei Jahre später folgte Increschantum (Heimweh), ein Film über die Volksmusik aus dem Engadin. 2001 drehte Haupt seinen ersten Spielfilm. Utopia Blues erzählt von Jugendlichen und ihren gescheiterten Träumen (Schweizer Filmpreis). Im Dokumentarfilm Elisabeth Kübler-Ross – Dem Tod ins Gesicht sehen (2002) porträtierte er die Schweizer Psychiaterin und Pionierin der Palliativpflege. 2004 arbeitete er am Kollektivfilm Downtown Switzerland mit. In Ein Lied für Argyris (2006) schilderte Haupt, wie ein Mann, der als Junge ein Massaker der SS überlebt hat, mit seinem Schicksal umgeht. Mit How About Love (2010) drehte der Zürcher Regisseur einen weiteren Spielfilm. Sagrada (2012) ist eine poetische Dokumentation über Gaudís noch immer unvollendete Kathedrale in Barcelona und zugleich ein Versuch, das Geheimnis der Schöpfungskraft zu ergründen.

  • Benoit Jacquot

    Der französische Regisseur Benoit Jacquot wurde 1947 geboren. Er war zunächst Assistent von Marguerite Duras und Marcel Carné, bevor er 1975 mit L’Assassin Musicien seine Karriere als Regisseur begann. Zwei Jahre danach zog sein nächster Film, Les enfants du placard, die Aufmerksamkeit der Kritiker auf sich. 1981 drehte er mit den Schauspielerinnen Isabelle Huppert und Dominique Sanda Les Ailes de la Colombe nach einem Werk von Henry James. Auf Les Mendiants (1988), einer Koproduktion mit der Schweiz, folgte La Désenchantée (1990) mit Judith Godrèche in der Hauptrolle. L’École de la chair (1998) lief im Wettbewerb von Cannes; Pas de scandale (1999), in dem Fabrice Lucchini brillierte, war an den Filmfestspielen von Venedig zu sehen. Kurz darauf drehte Jacquot Sade (2000) mit Daniel Auteuil in der Rolle des unheimlichen Marquis. Der Regisseur drehte daraufhin drei Filme mit der Schauspielerin Isild Le Besco; einer davon, Au fond des bois (2010), lief als Eröffnungsfilm in Locarno. Für Les Adieux à la Reine, mit Léa Seydoux in der Rolle der Vorleserin von Marie-Antoinette während der Französischen Revolution, wurde Benoit Jacquot mit dem renommierten Louis-Delluc-Preis sowie drei Césars ausgezeichnet. 3 cœurs, sein einundzwanzigster Spielfilm, lief im Wettbewerb von Venedig.

  • Stefan Kollmuss

    Stefan Kollmuss wurde 1972 in Genf geboren. Der Schauspieler mit schweizerischer und amerikanischer Nationalität bildete sich in Dublin in Theaterkunst aus. Ab Ende der 90er-Jahre trat er sowohl in Kinofilmen als auch in Fernsehproduktionen und Theaterstücken auf. Seine ersten Rollen vor der Kamera erhielt er 1999 in zwei Kurzfilmen. Kollmuss hat seitdem in über sechzig Spiel- und Kurzfilmen mitgewirkt, etwa in Aime ton père (2002) von Jacob Berger, Les Femmes de l’ombre (2008) von Jean-Paul Salomé sowie in Madly in Love (2009) von Anna Luif. In Taxiphone (2010) von Mohamed Soudani übernahm er eine der Hauptrollen. Im Fernsehen war er in mehreren Tatort-Folgen zu sehen sowie in Fernsehfilmen wie Spital in Angst (2001) von Michael Steiner, Dilemma (2002) von Tobias Eichen, Double face (2007) von Philippe Lefebvre und Pigalle, la nuit (2009) von Hervé Hadmar. Zu seinen vielbeachteten Theaterauftritten gehören Rollen in Stücken von Falk Richter (Gott ist ein DJ) und Éric-Emmanuel Schmitt (Das Kind von Noah). 2014 verkörperte er Karl den Kühnen in 1476, das in Murten als Freilichtinszenierung aufgeführt wurde. Derzeit steht Kollmuss solo auf der Bühne: Im Stück Franziskus – Gaukler Gottes von Dario Fo spielt er dreissig verschiedene Rollen.

  • Angélique Litzenburger

    Die in Hombourg-Haut (Region Moselle) geborene Angélique Litzenburger ist die Mutter von Samuel Theis, einem der drei Koregisseure von Party Girl. Während rund 35 Jahren arbeitete sie als Tänzerin in Nachtklubs, vor allem im angrenzenden Deutschland. Inzwischen hat sie ihre Karriere als «Königin der Nacht» beendet und lebt in Forbach. Sie ist ein grosser Filmfan und verehrt Romy Schneider, Gina Lollobrigida und Brigitte Bardot. Samuel Theis konnte seine Mutter dazu bewegen, in seinem Film, der weitgehend von ihrem Leben handelt, sich selbst zu spielen. Heute ist Angélique Litzenburger froh, dass sie diese erste Erfahrung als Schauspielerin machen und dabei auch die Beziehung zu ihren Kindern vertiefen konnte – und sie könnte sich durchaus weitere filmische Engagements vorstellen.

  • Tonie Marshall

    Tonie Marshall ist eine der wenigen Frauen, die sich in der männerdominierten Welt der französischen Komödie als Drehbuchautorin behaupten konnte. Die Tochter der Schauspielerin Micheline Presle spielte zunächst selber in Filmen mit, als erstes in L’Événement le plus important depuis que l’homme a marché sur la Lune (1972) von Jacques Demy. Nach zahlreichen Nebenrollen in weiteren Filmen trat sie hinter die Kamera und drehte Pentimento (1990). Einem breiten Publikum wurde Tonie Marshall mit Pas très catholique bekannt, in dem die berühmte französische Schauspielerin Anémone in der Rolle einer schrägen Privatdetektivin zu sehen ist. Nach Enfants de salaud (1996), wiederum mit Anémone, erzählte sie in Vénus Beauté (institut) von den zartbitteren Erlebnissen der Angestellten eines Schönheitssalons. Der Film wurde im Jahr 2000 mit nicht weniger als vier Césars ausgezeichnet, unter anderem in den Kategorien Bester Film und Beste Regie. Nach Tontaine et Tonton (2000), Au plus près du paradis (2002) mit Catherine Deneuve, France Boutique (2003) und Passe-passe (2008) präsentiert diese aussergewöhnliche Regisseurin am FFFH Tu veux ou tu veux pas mit Sophie Marceau, Patrick Bruel und Silvie Vartan in den Hauptrollen.

  • Fernand Melgar

    Der in Tanger geborene spanischstämmige Schweizer Filmemacher Fernand Melgar lebt seit 1963 in Lausanne. Er bildete sich autodidaktisch aus und drehte ab 1985 seine ersten Werke, hauptsächlich Dokumentarfilme. Im selben Jahr war er Mitgründer des Kollektivs Climage, ein Zusammenschluss unabhängiger Regisseure, der seitdem Dokumentarfilme zu sozialen, kulturellen und historischen Themen produziert. In diesem Rahmen drehte Melgar bis heute mehr als zwanzig Filme, darunter Remue-ménage (2002) über einen Autoschlosser, der in seiner Freizeit gerne als Frau gekleidet und geschminkt durch den Ort stöckelt. Exit (2005), ein Film über Sterbehilfe in der Schweiz, wurde an zahlreichen internationalen Festivals gezeigt. Für den Film La Forteresse, der das Leben von Asylbewerbern und Betreuern im abgeschotteten Empfangszentrum Vallorbe dokumentiert, erhielt Melgar am Filmfestival Locarno 2008 den Goldenen Leoparden in der Rubrik «Cinéastes du présent». Nachdem Vol spécial 2011 im internationalen Wettbewerb von Locarno lief sowie am FFFH, setzt Fernand Melgar mit L’abri einen ergreifenden Schlusspunkt hinter seine dokumentarische Trilogie. Sie ist jenen Menschen gewidmet, die er zu Recht als «Geister» («les fantômes») bezeichnet.

  • Marie-Castille Mention-Schaar

    Marie-Castille Mention-Schaar arbeitete während zwölf Jahren als investigative Journalistin in den USA, bevor sie nach Frankreich zurückkehrte und als Produzentin tätig wurde. In dieser Funktion entstanden etwa Monsieur N (2003) von Antoine de Caunes, Tu vas rire mais je te quitte (2004) von Philippe Harel, Zim and Co. von Pierre Jolivet sowie Désaccord parfait (2005) wiederum von Antoine de Caunes. Sie produzierte überdies La Première étoile (2008) von Lucien Jean-Baptiste, wobei sie auch am Drehbuch zu diesem Film mitarbeitete. 2011 wurde sie selber als Regisseurin tätig. In Ma Première fois schilderte sie die Liebesgeschichte zweier Schüler während des Abschlussjahres. Im selben Jahr drehte sie Bowling, ihren zweiten Langspielfilm, mit Catherine Frot, Mathilde Seigner, Firmine Richard und Laurence Arne. Der Film handelt von vier starken Frauen, die sich gegen die Schliessung einer Frauenklinik wehren und ist von realen Begebenheiten inspiriert. Auch Les Héritiers beruht auf einer wahren Geschichte. Marie-Castille Mention-Schaar erzählt in ihrem jüngsten Werk von einer als «hoffnungslos» geltenden Gymnasialklasse.

  • Ariana Rivoire

    Im März 2013 vergass Ariana Rivoire, eine Schülerin am Internat für Gehörlose in Chambéry (dem «Institut National des Jeunes Sourds»), sich zum Casting anzumelden, das Jean-Pierre Améris an dieser Schule durchführte – auf der Suche nach der Protagonistin von Marie Heurtin für seinen gleichnamigen Film. Als der Regisseur Ariana während der Mittagspause im Speisesaal sitzen sah, wusste er, dass er seine Hauptdarstellerin gefunden hatte. Bis zu Beginn der Dreharbeiten im August reiste die junge Frau mehrmals nach Paris und studierte mit dem Regisseur ihre Rolle ein. Dabei erklärte ihr dieser ausführlich den Charakter und das Verhalten der Figur, die sie spielen würde. Ariana war am Set zunächst sehr aufgeregt, fand dann aber grossen Gefallen an den Dreharbeiten und könnte sich vorstellen, auch künftig Rollen zu übernehmen – vorausgesetzt, dass das Drehbuch auf einer wahren Geschichte beruht und von einer starken Persönlichkeit handelt, die sich gegenüber widrigen Umständen behaupten muss.

  • Céline Sallette

    Céline Sallette wurde in Bordeaux geboren und liess sich am CNSAD in Paris, der ältesten und bedeutendsten Schauspielschule Frankreichs, ausbilden. 2006 erhielt sie eine Nebenrolle als Zofe im Film Marie-Antoinette von Sofia Coppola. Von da an war sie wiederholt auf der Kinoleinwand zu sehen, etwa in Le Grand alibi von Pascal Bonitzer, La Grande vie von Emmanuelle Salinger und Au-delà von Clint Eastwood. 2011 wurde sie dank ihrer feinfühligen Interpretation der Figur Elisabeth im Film Un été brûlant von Philippe Garrel endgültig bekannt. Im selben Jahr spielte sie in L’Apollonide – souvenirs de la maison close von Bertrand Bonello die Prostituierte Clothilde. Es folgte ein Auftritt in der Serie Les Revenants (2012), und 2013 spielte sie in De Rouille et d’os von Jacques Audiard, Un Château en Italie von Valeria Bruni-Tedeschi und Mon Âme par toi guérie von François Dupeyron mit. In diesem Jahr ist Céline Sallette in La French von Cédric Jimenez neben Jean Dujardin zu sehen sowie in Vie Sauvage von Cédric Kahn. In Geronimo von Tony Gatlif, der in Cannes und Locarno lief, verkörpert sie die Hauptfigur, eine engagierte Sozialarbeiterin.

  • Assa Sylla

    Die aus Nouakchott (Mauretanien) stammende Assa Sylla lebt im 18. Arrondissement von Paris und liebt das Tanzen. Sie wurde zusammen mit Karidja Touré bei einem «wilden» Casting, gewissermassen auf der Strasse, entdeckt. Die Regisseurin Céline Sciamma bot ihr die Rolle der charismatischen Lady an, der Anführerin der Mädchengang in Bande de filles. Ihre erste Schauspielerfahrung begeisterte die junge Frau und ermutigte sie, diesen Weg weiterzugehen. So trat sie im März 2014 in Danbé, la tête haute von Bourlem Guerdjou auf. Dieser Fernsehfilm wurde von Luc Bessons Filmgesellschaft EuropaCorp für Arte produziert und handelt vom erstaunlichen Schicksal der afrikanischstämmigen Boxerin Aya Cissoko. In diesem Jahr ist Assa Sylla zudem in einer Folge der fünften Staffel der hervorragenden Polizeiserie Engrenages zu sehen sowie in der dritten Staffel von Falco.

  • Samuel Theis

    Der in Forbach (Region Moselle) geborene Koregisseur von Party Girl bildete sich in Lyon an der ENSATT (der «École nationale supérieure des arts et techniques du théâtre») zum Schauspieler aus. 2006 stand er im Shakespeare-Stück Coriolanus erstmals auf der Bühne. Ein Jahr später wirkte er in seinem ersten Kinofilm mit und spielte neben Lolita Chammah in Oui, peut-être, einem Kurzfilm von Marilyne Canto. 2008 schrieb er mit Marie Amachoukeli und seiner Jugendfreundin Claire Burger das Drehbuch zum Kurzfilm Forbach über seine Familie und spielte sich darin, neben anderen Mitgliedern seiner Familie, auch gleich selber. Er war danach in mehreren Filmen zu sehen, etwa in Musée haut musée bas von Jean-Michel Ribes und in La Princesse de Montpensier von Bertrand Tavernier sowie im Fernsehfilm Manon Lescaut von Gabriel Aghion. In der Fernsehserie Un village français spielte er einen Wehrmachtsoffizier. 2011 inszenierte Theis das Stück Juste la fin du monde von Jean-Luc Lagarce und wurde dafür mit dem SACD-Preis ausgezeichnet (dem Preis der «Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques»). 2012 trat er der «La Fémis» im Fachbereich Drehbuch bei. Wiederum zusammen mit Marie Amachoukeli und Claire Burger drehte er Party Girl (2014) und tritt darin mit seinem Bruder und seiner Mutter Angélique Litzenburger auf.

  • Karidja Touré

    Karidja Touré wurde 1994 in Frankreich geboren, kurz nachdem ihre Eltern von der Elfenbeinküste dorthin umgezogen sind. Sie besuchte die Handelsmittelschule, lässt sich zurzeit zur Direktionsassistentin ausbilden und lebt im 15. Arrondissement von Paris. Touré wurde gewissermassen auf der Strasse entdeckt, bei einem «wilden» Casting, das ein Produktionsteam aufgrund des Mangels an schwarzen Schauspielerinnen in Frankreich durchführte. Die Regisseurin Céline Sciamma wählte sie für die Figur der Marieme alias Vic in Bande de filles aus. Dies ist eine der Hauptrollen und bedeutet somit eine enorme Herausforderung für eine Anfängerin. Als Kind träumte Karidja Touré davon, in Harry Potter mitzuspielen. Ihr Auftritt in Bande de filles erachtet sie als Startschuss ihrer Schauspielkarriere, die sie nach Erlangung ihres Diploms fortsetzen möchte.

  • Gaspard Ulliel

    Gaspard Ulliel, Schauspieler und Model, wurde 1984 geboren. Sein Vater ist Designer, seine Mutter Stylistin. Noch während seiner Schulzeit trat Gaspard Ulliel erstmals vor die Kamera und spielte in einer Folge der Fernsehserie Une femme en blanc mit. Mit 15 Jahren erhielt er eine Rolle in Alias, einem Kurzfilm von Marina de Van, danach spielte er in Embrassez qui vous voudrez von Michel Blanc. Er begann ein Studium der Filmwissenschaft, das er jedoch bald abbrach, um sich ganz seiner Schauspielkarriere zu widmen. Er trat neben Emmanuelle Béart in Les Egarés (2003) von André Téchiné auf und im Jahr darauf mit Audrey Tautou in Un long dimanche de fiançailles von Jean-Pierre Jeunet. In Filmen von Richard Dembo (La maison de Nina), Rithy Panh (Un barrage contre le Pacifique) und Peter Webber (Hannibal Rising) übernahm er weitere Rollen. 2010 spielte er den Herzog von Guise in La Princesse de Montpensier von Bertrand Tavernier, und im Jahr darauf war er in L’Art d’aimer von Emmanuel Mouret zu sehen. In der Komödie Tu honoreras ton père et ta mère (2013) von Brigitte Roüan spielte er einen der vier Söhne von Nicole Garcia, bevor er unter der Regie von Bertrand Bonello höchst überzeugend den grossen französischen Modeschöpfer Yves Saint Laurent verkörperte.

  • Rachid Yous

    Rachid Yous wurde 1986 in Paris geboren. Er studierte bei Williams Belle, einem Mitglied der Gruppe Yamakasi, die «Kunst der Fortbewegung». Von 2005 an trat der bekannte Tänzer, Breakdancer und «Trickser» öffentlich auf. Seine Schauspielkarriere begann 2009 mit einer Rolle im Kurzfilm Wild Beast von David Dusa sowie einem Auftritt in dessen filmischer Performance Emeutes des émotions. 2010 spielte er eine der beiden Hauptrollen in Fleurs du mal; dieser erste Langspielfilm von David Dusa wurde am Festival des französischen Films von Namur mit dem «Prix Découverte» ausgezeichnet. Im darauffolgenden Jahr trat Rachid Yous im Videoclip zu Paradise Circus von Massive Attack auf. Im Stück Tin can people von Edward Bond, inszeniert von Svetlana de Cayron, wirkte er als Schauspieler und Choreograf mit. 2013 verkörperte er in La Braconne von Samuel Rondière einen jungen Angeber, der von einem müden alten Dieb (gespielt von Patrick Chesnais) in die Kniffe des Fachs eingeführt wird. Im selben Jahr war Rachid Yous auch in Que je tombe tout le temps von Eduardo Williams zu sehen, einem Kurzfilm, der in Cannes im Rahmen der «Quinzaine des Réalisateurs» lief. In Geronimo spielt er Fazil, den Bruder von Nil. Im Sommer dieses Jahres arbeitete er beim Dreh des Langspielfilms Fatima unter der Regie von Philippe Faucon mit.